Seit dem 13. Februar 2024 bietet Amazon in seinem Sortiment auch das Antibiotikum Clindamycin zur topischen Anwendung an. Dass das Arzneimittel verschreibungspflichtig ist, scheint den Internetriesen wenig zu interessieren.
Clindacutin 10 mg/g Salbe für Hunde von Dechra wird eingesetzt zur Behandlung oberflächlich infizierter Wunden verursacht durch Bakterien, die gegenüber Clindamycin empfindlich sind (insbesondere Staphylococcus und Streptococcus). Ebenso kann die Behandlung oberflächlicher Zwischenzehenpyodermie, hervorgerufen durch Staphylococcus pseudintermedius, mit der Salbe behandelt werden.
Für 35,34 Euro bietet Amazon das Präparat seit Februar an. Das Problem: Die Salbe ist verschreibungspflichtig. Doch das interessiert den Giganten nicht. Aus der Apothekerschaft wurde der Konzern bereits mehrfach auf das illegale Angebot hingewiesen, Amazon weigerte sich jedoch, dieses zu entfernen. Per einfachem Klick wird die Lieferung für den folgenden Werktag angeboten. Mehr noch: Auch ein Spar-Abo kann abgeschlossen werden, dann würden Konsument:innen sogar noch 25 Prozent vom Verkaufspreis sparen. Dass die Salbe ein starkes Antibiotikum enthält, das etliche Nebenwirkungen sowie Resistenzen hervorrufen kann – davon ist im Angebot nicht die Rede.
Die Anwendung von Clindamycin darf nur durch Verschreibung beziehungsweise ärztliche Kontrolle erfolgen. Denn schon bei minimaler Fehlanwendung drohen ernsthafte Konsequenzen. So schreibt der Hersteller: Die Salbe darf nicht bei Hamstern, Meerschweinchen, Kaninchen, Chinchillas, Pferden oder Wiederkäuern angewendet werden, da die orale Aufnahme von Clindamycin bei diesen Spezies zu schweren Verdauungsstörungen führen kann.
Dass hinsichtlich des antibiotischen Wirkstoffes bereits Kreuzresistenz bekannt sind, wäre ebenfalls ein wichtiger Hinweis im Verkaufstext. So warnt der Hersteller: „Zwischen Lincosamiden (einschließlich Clindamycin), Erythromycin und anderen Makroliden wurden Kreuzresistenzen nachgewiesen. Die Anwendung von Clindamycin muss sorgfältig abgewogen werden, wenn das Antibiogramm eine Resistenz gegenüber Lincosamiden, Erythromycin und anderen Makroliden gezeigt hat, da die Wirksamkeit in diesem Fall herabgesetzt sein kann.“
Und weiter: „Die Anwendung des Tierarzneimittels sollte auf Grundlage der Identifizierung und Empfindlichkeitsprüfung der Zielpathogene erfolgen. Ist dies nicht möglich, sollte die Therapie auf Grundlage von epidemiologischen Informationen und Kenntnissen zur Empfindlichkeit der Zielbakterien auf lokaler/regionaler Ebene erfolgen. Die Anwendung des Tierarzneimittels muss gemäß den offiziellen nationalen und regionalen Richtlinien zum Einsatz von Antibiotika erfolgen“, so Dechra in der Fachinformation. Auch in diesem Fall kann Amazon keine Kontrolle gewährleisten.