Amazon könnte für Vor-Ort-Apotheken zu einer Existenzbedrohung werden. Davon geht Marc Aufzug, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Global Marketplace, aus. „Verlierer werden wahrscheinlich die stationären Apotheken und Kooperationen sein”, sagte er beim Kooperationsgipfel des BVDAK in München. Gewinner seien „Premium-Versandapotheken“, die Sonderaufgaben übernähmen.
Amazon dominiert laut Aufzug das Wachstum im Bereich E-Commerce. 55 Prozent gehe auf das Konto des Onlineriesen. Im Bereich Arzneimittel zeichne sich ab, dass Kunden Medikamente vermehrt im Internet bestellen wollten. Gerade diejenigen, die wüssten, welches Produkt sie haben wollten, bestellten online. Die Beratung vor Ort sei in diesen Fällen nicht relevant, so Aufzug. Wie bei anderen Einzelhändlern werde es auch bei Apotheken zu einer Ausdünnung kommen.
Bislang sei der Verkauf von Freiwahl- und OTC-Produkten auf Amazon jedoch nicht weit entwickelt. Das Angebot sei „grottig“. Keiner kümmere sich um diesen Bereich, so Aufzug. „Das schwebt noch im luftleeren Raum.“ Erst wenn die Organisation geregelt sei, bestehe Potenzial für „einzelne Seller“.
Gewinner im wachsenden Online-Geschäft mit Medikamenten über Amazon seien Versandapotheken. Der US-Konzern könne diesen Bereich – auch abgesehen von den rechtlichen Beschränkungen – nicht alleine bewältigen. Versandapotheken sorgten für Preiswettbewerb. „Man braucht diese Seller.“ Wichtig sei, dass die Händler individuelle Leistungen und Beratung anböten. Dann könnten sie auch bei Amazon ganz oben bei den Suchergebnissen angezeigt werden. Denn es gehe nicht nur um den günstigsten Preis.
Angst, von Amazon kopiert zu werden, müssten Hersteller bei ihren Produkten nicht generell haben. Derzeit versuche sich der Konzern an Kabeln und Batterien. „Da hat Amazon noch andere Themen, bevor Medikamente selbst hergestellt werden“, so Aufzug.
APOTHEKE ADHOC Debatte