Versandhandel

Amazon-CEO: Nicht auf den Kunden warten

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Berlin -

Amazon als Apotheke: Kritiker winken ab, doch viele Apotheker fürchten die womöglich übermächtige Konkurrenz. Lernen kann man vom Internetriesen auf jeden Fall: Wer die neuesten Trends erspüre und sich mit schnellen Entscheidungen auf künftige Kundenbedürfnisse einstelle, bleibe auf der Erfolgsspur. Das schreibt Konzernchef Jeff Bezos in seinem traditionellen Jahresbrief.

Auf drei Seiten gibt Bezos auch anderen Unternehmenslenkern Tipps für einen dauerhaften Erfolg. Entscheidend sei, sich den Gründergeist von Tag 1 zu bewahren und „besessen vom Kunden“ zu bleiben. Entscheidungen auf Tag 2 zu verlegen, führe zu Stillstand und langfristig zum Niedergang.

Die Entwickler von Produkten und Serviceleistungen müssten den Kunden verstehen und eine Vision haben. Wer den Kunden glücklich machen wolle, bleibe erfinderisch – und warte nicht, bis er sein Bedürfnis selbst erkannt habe. Als Paradebeispiel führt Bezos die Einführung der Prime-Mitgliedschaft ins Feld: Kein Kunde habe sich das Angebot von Amazon gewünscht, dennoch sei es heute ein Erfolgsmodell.

Die großen Trends seien gar nicht so schwer zu erkennen, so der Amazon-CEO. Doch wer die neuen Entwicklungen bekämpfe, kämpfe womöglich gegen die Zukunft. Wer sich darauf einstelle, profitiere mit seinem Unternehmen vom Rückenwind.

Amazon setzte in Deutschland zuletzt 13,2 Milliarden Euro um, von Dritten über die Plattform generierte Erlöse inklusive. Zum Vergleich: Alle Versandapotheken zusammen kommen gerade einmal auf 877 Millionen Euro. Anders ausgedrückt: Um unter die Top-10 der Versandapotheken zu kommen, müsste der Konzern gerade einmal 0,2 Prozent seines Umsatzes mit Apothekenartikeln erzielen. Der Branchenprimus Shop-Apotheke macht gerade einmal 1 Prozent des Umsatzes von Amazon.

Amazon hatte zuletzt seinen Lieferdienst Prime Now in Berlin mit dem Angebot stationärer Händler erweitert. Der Konzern arbeitet auch daran, Prime Now um die Kategorie Gesundheitsprodukte und Arzneimittel zu erweitern. In jeder Stadt der betroffenen Regionen soll eine Apotheke unter Vertrag genommen werden. Diese soll die bestellte Ware dann zum Umschlagplatz liefern, wo sie von den von Amazon beauftragten Logistikern in Empfang genommen wird. In München soll bereits ein Vertrag unterzeichnet sein, in Berlin wird angeblich noch gesucht.

Für seine Partner bringt der Gigant gewaltiges Kundenpotenzial mit: 44 Millionen Deutsche kaufen regelmäßig bei Amazon. Zum Vergleich: Bei allen anderen Webshops wie Zalando, Otto und Conrad kommen nur 7,6 Millionen regelmäßige Käufer zusammen. Und das Beste für Amazon: 17 Millionen Kunden sind mittlerweile bei Prime – haben sich also mehr oder weniger fest an den Konzern gebunden.

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