Die Plattform Amamed hat seit ihrem Start im Jahr 2013 den Durchbruch noch nicht geschafft. Jetzt will die Marketing-Kooperation Apozin die Coronakrise nutzen, um mit ihrem Angebot in der Breite anzukommen. Eine Basisversion mit Internetauftritt und Webshop gibt es ab sofort gratis für die Apotheken. Für größere Pakete mit mehr Leistungen werden Gebühren fällig.
Als Amamed den ersten Aufschlag versuchte, hießen die Mitbewerber Dedendo und Ordermed. Heute sind etwa mit IhreApotheken.de (Noweda) und Deine Apotheke (Phoenix) auch die Großhändler im Spiel, Phoenix dockt gerade an die Initiative Pro AvO an – mit dem Ziel, eine Plattform für alle Leistungserbringer zu kreieren.
Angesichts der versammelten Marktpower auf der anderen Seite will Apozin mit Schnelligkeit punkten: „Amamed wurde in den letzten Jahren zur Marktreife gebracht, ist bereits vielfach erprobt und sofort einsatzbereit“, so Geschäftsführer Benedikt Becker. In 20 Minuten seien Webpräsenz und Web-Shop mit eigenem Sortiment und Konditionen einsatzbereit, lautet das Versprechen. Das Modul Vitus stellt die Verbindung zur Warenwirtschaft her.
Der Kunde wählt über seine Postleitzahl eine Apotheke für den lokalen Botendienst aus. Diese ist beim nächsten Besuch voreingestellt und ihre Preise im Shop hinterlegt. Ein Wechsel der Apotheke ist zwar möglich, aber gar nicht so einfach. Über den Reiter „Apotheke“ gelangt man nämlich zur Homepage der einmal ausgewählten Apotheke. Gut versteckt am Ende der Amamed-Seite gibt es unter „Hilfe“ den Punkt „Schnellversand zurücksetzen“. Erst dann kann eine neue Apotheke gewählt werden.
Das ist Becker zufolge bewusst so gestaltet, der Apothekenfinder stehe nicht im Vordergrund. „Wir wollen nicht, dass es zu einem lokalen Preisvergleich kommt.“ Und die Praxis zeige, dass die meisten Menschen Lieblingsapotheken hätten – eine Zuhause, eine bei der Arbeit und vielleicht noch eine dritte in der Nähe der Eltern. Deshalb kann man bis zu drei Lieblingsapotheken benennen.
Die Auswahl ist allerdings noch begrenzt: Bei den allermeisten Apotheken in der PLZ-Suche wird der Kunde mit dem Hinweis vertröstet, dass seine „Lieblingsapotheke“ leider noch nicht bei Amamed teilnimmt. Über einen Einladungs-Button kann die Apotheke aber per E-Mail zur Teilnahme aufgefordert werden. „Sehr geehrte Apotheke, ich würde mich freuen, wenn ich Ihre Arzneimittel auf der Plattform Amamed bestellen könnte. Ihre Apotheke liegt in meiner Nähe und ich möchte lieber bei Ihnen bestellen als bei einer Online-Apotheke“, heißt es in der vorformulierten Mail.
Laut Becker sind bundesweit knapp 1000 Apotheken an Bord, eine Übersicht oder Liste mit allen Teilnehmern gibt es allerdings nicht. Wer keine Apotheke in der Nähe findet, für den bleibt die Option „nationaler Versand“. Den übernimmt dann grundsätzlich die Pinguin-Apotheke aus Lübeck von Inhaber Jörg Ortmann. Hier werden allerdings recht hohe Versandgebühren von 4,50 Euro fällig – laut Becker eine Voraussetzung für diese Partnerschaft. Denn den Versand brauche man nur vorübergehend, um die weißen Flecken auf der Landkarte abzudecken.
Die Vor-Ort-Apotheken können ihre Preise und auch die Kosten für Botendienst oder andere Zustellung selbst festlegen In einem Testfall kostet die Lieferung mit DHL 3,20 Euro, für den Botendienst werden 3 Euro fällig. Das Bezahlsystem Paypal ist integriert, ebenso Kreditkartenzahlung oder EC-Lastschrift – sofern die Apotheke das anbietet. Bezahlung per Nachnahme war nur gegen eine Gebühr von 5,60 Euro und ab einem Mindestbestellwert von 20 Euro möglich.
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