Heilberufler:innen und insbesondere Apotheker:innen bleiben bei ihrer privaten Altersvorsorge weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Zu diesem Ergebnis kommt die Apobank in einer gemeinsamen Untersuchung mit dem Marktforschungsinstitut DocCheck. Demnach würden sehr viele Apotheker:innen zu spät mit der Altersvorsorge beginnen und dabei zu vorsichtig oder gar nicht investieren. Das könne im Alter einen großen Unterschied ausmachen.
Apotheker haben vom Boom des Deutschen Aktienindex unterdurchschnittlich oder gar nicht profitiert, mahnt die Apobank. Allein seit Jahresbeginn sei der DAX um rund 10 Prozent gestiegen, trotz der Coronakrise liege die Fünf-Jahres-Rendite bei etwa 45 Prozent. Doch Heilberufler:innen und unter ihnen vor allem die Apotheker:innen nutzen dies laut einer repräsentativen Apobank-Umfrage unter 600 Standesangehörigen nicht ausreichend.
Denn die Geldanlagen werden demnach weiterhin sehr zurückhaltend verwaltet: Spitzenreiter ist unter allen Berufsgruppen die Immobilie – die in Ballungsgebieten durchaus eine gute Wertsteigerung erfahren kann, im ländlichen Raum eher nicht. 34 Prozent der Befragten gaben Immobilien als Anlagepräferenz an, wobei hier die Ärzt:innen und Fachärzt:innen mit 40 und 41 Prozent sogar noch stärker vertreten sind als Apotheker:innen und Zahnärzt:innen, die auf 31 Prozent kommen. Mit 20 Prozent setzt jede:r fünfte Heilberufler:in weiterhin primär darauf, die eigene Altersvorsorge auf dem Bankkonto zu belassen. „Insbesondere die immer noch vergleichsweise hohe Bedeutung des Bankkontos für die private Altersvorsorge ist bedenklich“, sagt Maik Budke, Leiter Private Banking der Apobank. „Wer in der anhaltenden Niedrig- bzw. Nullzinsphase Geld auf dem Bankkonto spart, macht real Verluste.“
Das Problem, das die Apobank ausmacht: Nur eine Minderheit der Befragten sei bereit, für die private Altersvorsorge Risiken einzugehen. So gaben 74 Prozent an, bei der Altersvorsorge vor allem auf Sicherheit zu setzen. Hier führen die Apotheker:innen, von denen das 79 Prozent angaben. Sie sind damit spürbar weniger risikoaffin als die Hausärzt:innen, deren Wert bei 68 Prozent liegt.
Was auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheint, hemmt laut Apobank die eigenen finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten. „Die Angst vor Kursverlusten lähmt viele und blockiert den Blick darauf, dass selbst bei temporären Verlusten eine Anlage in Wertpapiere langfristig besser abschneidet als das Bankkonto“, so Budke. Die Apobank rechnet vor, wie sich das im Alter auswirken kann: Ein Anleger, der vor zehn Jahren 10.000 Euro in einen Aktienfonds investiert hat, der ihm durchschnittlich 10 Prozent jährlich an Rendite einbringt, hat demnach nun 25.937 Euro.
Selbst wenn man durch die Kursverluste zu Beginn der Corona-Krise einen Verlust von 30 Prozent einrechnet, verbleiben immer noch 18.156 Euro. Hätte der Anleger im gleichen Zeitraum das Geld zu durchschnittlich zwei Prozent auf dem Konto belassen, wäre er lediglich auf 12.190 Euro gekommen. „Das Beispiel zeigt, dass sich Aktienanlagen langfristig in aller Regel auszahlen“, so Budke.
Das Beispiel zeigt aber auch: Neben der Rendite ist es vor allem der Faktor Zeit, der bei der Geldmehrung eine Rolle spielt. Doch auch hier vergeben Heilberufler:innen laut Apobank viele Chancen. Laut Umfrage beschäftigen sie sich durchschnittlich im Alter von 32 Jahren das erste Mal mit dem Thema Altersvorsorge. „Früher wäre besser“, wendet Budke ein. „Das erhöht die Renditen überproportional.“ Auch hier rechnet die Apobank vor: Investieren zwei Anleger monatlich 250 Euro in einen Fonds und der erste beginnt im Alter von 25 Jahren, der zweite ab dem 35. Lebensjahr, unterscheidet sich der Kontostand beim Renteneintritt massiv. Werden die jährlichen Gewinne reinvestiert und Kosten nicht berücksichtigt, hat der erste Anleger bei einer Verzinsung von fünf Prozent p. a. bis zum 67. Lebensjahr 450.429 Euro angespart, der zweite hingegen nur 252.201 Euro. Für 30.000 Euro mehr Einsatz hat der Anleger, der früher gestartet ist, also 198.228 Euro mehr Kapital erhalten. „Das Beispiel zeigt, dass private Vorsorge selbst bei vergleichsweise kleinen Summen über die Zeit eine erhebliche Hebelwirkung erzielt“, so Budke. „Wer früh beginnt, kann später über eine beachtliche Summe verfügen, ohne sich dafür übermäßig einschränken zu müssen.“
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