Direktabrechnung ab 1 Euro

Allianz: Vorfahrt für Shop Apotheke

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Berlin -

„Bequem von Zuhause“ oder „persönlich vor Ort“? Vor diese Wahl werden Mitglieder der Allianz Private Krankenversicherung gestellt. Gerne würde eine sächsische Apothekerin einen multimorbiden Kunden weiterhin zuverlässig mit Arzneimitteln beliefern. Allerdings wird ihr das vom Konzern erschwert.

Der betroffene Kunde ist bei der Allianz privatversichert und leidet unter mehreren Erkrankungen. Mit anderen Privatversicherungen funktioniere eine Direktabrechnung zur Entlastung der Patienten reibungslos, so die Apothekerin. Diese Möglichkeit gibt es eigentlich auch bei der Allianz. „Wir haben dann versucht, mit der Allianz Kontakt aufzunehmen“, berichtet die Pharmazeutin. Die Allianz habe aber zunächst erklärt, dass die Vorgänge alle selbst durch den Patienten angestoßen werden müssten.

Das tat der Apothekenkunde auch – worauf er ein Schreiben seiner Versicherung bekam. „Darin steht, dass alles wunderbar über die Shop Apotheke abgewickelt werden könne.“ Mehr noch: Dem Bescheid war auch ein Infoblatt beigefügt, das auf der ersten Seite die Vorteile der Shop Apotheke darstellt und diesen mit denen der Vor-Ort-Apotheke vergleicht.

In der Darstellung der Allianz im Flyer und auf der Website erkennt die Apothekerin eine Bevorteilung der Shop Apotheke.Screenshot: APOTHEKE ADHOC

Apothekerin erkennt Benachteiligung

Zwar werde im weiteren Text auch die Apotheke vor Ort erwähnt. „Was mir aber sauer aufgestoßen ist: Die Shop Apotheke gibt in ihren Vorteilen an, dass man ab dem ersten Euro Rezeptwert direkt abrechnen könne. Das bedeutet, dass Patienten auch bei Privatrezepten mit niedrigem Wert die Möglichkeit haben, diese unkompliziert bei der Shop Apotheke über ihre Versicherung abzurechnen.“

Bei der Apotheke vor Ort sei dies erst ab 750 Euro möglich. „Das ist natürlich ein Unterschied“, betont die Apothekerin. Denn: „Der Patient muss alle niedrigpreisigen Rezepte weiterhin bar bezahlen. Ich kann ihm den Service also nur bei Rezepten anbieten, die einen Wert von über 750 Euro haben“, beklagt sie.

Vor-Ort-Apotheke nur als Alternative

Erst Anfang des Jahres war die Wettbewerbszentrale im selben Zusammenhang gegen eine Werbung der Allianz für Shop Apotheke vorgegangen. Im Servicebereich der Website wurden die vermeintlichen Vorteile beim Versender herausgestellt: „Keine Vorauszahlung bei Medikamenten und Lieferung nach Hause für Kunden mit einer privaten Krankenversicherung bei der Allianz Private Krankenversicherung“, heißt es hier.

Zwar wurde hier auch auf die Kooperation mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) hingewiesen, allerdings nur als Ausweichvariante: „Die Shop Apotheke liefert Ihnen Ihre Medikamente kostenlos und berät Sie telefonisch. Alternativ können Sie Rezepte über Ihre lokale Apotheke abrechnen lassen, sofern diese über einen DAV-Landesverband der Kooperation beigetreten ist“, heißt es auf der Website.

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