Als neuer Großhändler hat AEP direkt bei der Eröffnung vor fünf Jahren für Wirbel in der Branche gesorgt. Die damals herrschenden hohen Rabatte belasteten die Wettbewerber. Der Vorwurf, der Neuling aus Alzenau würde den Markt kaputt machen, bestätigte sich jedoch nicht. AEP wächst und will bis kommenden Herbst die Lagerkapazitäten verdoppeln.
AEP zählt heute rund 4000 Apothekenkunden. Das 10.000 Quadratmeter große Zentrallager in Alzenau reicht nicht mehr aus. Anfang 2019 will der Großhändler mehr Platz im bestehenden Lager schaffen. Dann sollen 2400 Boxen pro Stunde über die Bänder laufen und die Lieferfähigkeit ausgebaut werden. Investiert werden zwischen 7 und 8 Millionen Euro. Im dritten Quartal 2019 soll das Lager erweitert sein.
Geschäftsführer Jens Graefe bedankt sich bei den Apotheken und Geschäftspartnern: „Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Danke an alle, die uns bis hierhin unterstützt haben, die mit uns den Weg gegangen sind, und in die Zukunft gehen.“ Der ehemalige Celesio-Manager zog den neuen Arzneimittellieferanten gemeinsam mit AEP-Mitgründer Markus Eckermann auf. Beide kannten sich aus gemeinsamen Zeiten beim Stuttgarter Pharmahändler. Eckermann hatte sich seit Juli 2016 sukzessive aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und ging aus persönlichen Gründen offiziell im Juni 2017 von Bord.
Graefe ist für den Bereich Marketing, Vertrieb und Einkauf zuständig. Zweiter Geschäftsführer ist Tobias Zimmermann, der die Bereiche Operations, IT und Kunden-Serviceteam verantwortet. Dritter Geschäftsführer ist Dr. Martin Arnegger, der für die Finanzen zuständig ist. Der Großhändler beschäftigt rund 170 Mitarbeiter. Vor Ort lagern rund 3 Millionen Produkte. Bestellungen werden bis 19 Uhr angenommen. Das Novum bei AEP: Von einem Zentrallager in Alzenau werden die Apotheken über den Logistikpartner Trans-o-flex im Laufe des kommenden Vormittags beliefert.
AEP sorgte nicht nur mit dem neuen Liefer- und Konditionenmodell für Aufsehen. Das Skonto-Modell des Großhändler ging bis vor den Bundesgerichtshof (BGH). Die Wettbewerbszentrale hatte gegen den Großhändler geklagt, weil sie einen Verstoß gegen die Preisbindung gesehen hatte, da es sich beim Skonto um einen versteckten Rabatt handele. Letztlich darf AEP seine Einheitskondition weiterhin anbieten.
Die Ursprünge von AEP reichen bis ins Jahr 2011 zurück: Damals entwickelte der Berliner Unternehmensberater Professor Dr. Nikolaus Fuchs für Celesio verschiedene Konzepte. Im Kern ging es um die Frage, wie sich der Pharmagroßhandel rationaler gestalten lassen könnte. In Stuttgart wurde damals auch darüber nachgedacht, über die Post, FedEx oder einen anderen Logistiker liefern zu lassen.
Als die Pläne konkreter werden, holte Fuchs Dr. Andreas Eckert, Vorstandschef von Eckert & Ziegler, sowie den Chef der Österreichischen Post, Dr. Georg Pölzl, ins Boot. Letzterer wiederum brachte Martin Bartenstein ins Spiel, der von 2000 bis 2008 Wirtschafts- und Arbeitsminister in Österreich war und dessen Familie der Generika- und Lohnhersteller Gerot Lannach (GL Pharma) gehört. Gemeinsam gründeten sie AEP. Heute sind bestimmende Gesellschafter mit mehr als 75 Prozent die Österreichische Post, Bartenstein und die Fonds von Fuchs. Der ehemalige Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle hat einen kleinen Anteil. Gerüchte, dass nach dem Verkauf von Trans-o-flex durch die Österreichische Post auch die Tage von AEP gezählt sein könnten, haben sich nicht bestätigt.
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