AEP gibt MVDA-Apotheken nicht auf APOTHEKE ADHOC, 08.07.2020 14:01 Uhr
Erst gestern gab der MVDA seinem zweiten Großhandelspartner AEP den Laufpass. Phoenix soll ab 2021 wieder der alleinige Lieferant für die Apotheken werden. Jetzt hat AEP auf die Ankündigung reagiert und sieht sich keineswegs vor dem Aus: Mit einem Newsletter an alle MVDA-Apotheken zur aktuellen Lage wolle man für Klarheit sorgen, schreibt AEP. Das sogenannte „Normalgeschäft“ können man getrost auch 2021 und darüber hinaus mit AEP abwickeln.
Gestern hatte die Apotheken ein Rundbrief des MVDA-Präsidiums erreicht, „welcher in einigen Formulierungen sicherlich nicht vollständig klar ist“, schreibt AEP. Deswegen wolle man „hier für die nötige Klarheit zu sorgen“. Bei AEP habe man während der letzten Monate den Eindruck gewonnen, dass die allermeisten MVDA-Apotheken mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden seien, „die Transparenz und Fairness der Zusammenarbeit würdigen, und nicht zuletzt auch von unserer attraktiven Preisgestaltung und Lieferfähigkeit überzeugt sind“.
Aufgrund der gestrigen Meldung seien aus AEP-Sicht ein paar „Feststellungen“ nötig: Der „Neustart“ der Zusammenarbeit mit Phoenix sei, wie in dem Brief ausgedrückt werde, ein Ziel, welches zum 1. Januar 2021 angestrebt werde. Mindestens bis dahin laufe auf jeden Fall der Vertrag zwischen dem MVDA und der AEP weiter – „und Sie können auch das P/S Sortiment weiter über uns beziehen“, Umfang und Preisgestaltung blieben wie gewohnt. Bis zum Jahresende seien zudem die Eigenmarken nach wie vor exklusiv und nur über AEP zu beziehen.
Den überwiegenden Anteil des AEP-Umsatzes der MVDA-Apotheken beruhe ohnehin nicht auf dem P/S-Sortiment, sondern auf dem „Normalgeschäft“, so AEP. P/S steht für Premium-System-Sortiment, das sind ausgewählte Rx-und OTC-Arzneimittel zu besonders günstigen Preisen. Das macht laut Branchenkennern den deutlich kleineren Anteil der MVDA-Bestellungen bei AEP aus. Im „Normalgeschäft“ biete AEP nicht nur sehr attraktive Konditionen, sondern es sei gar nicht Teil der Vereinbarung zwischen dem MVDA und Phoenix: „Dieser Teil des Umsatzes ist übrigens völlig unabhängig von der Vereinbarung mit dem MVDA oder der Phoenix. Und daher auch in der Zukunft von eventuellen Entwicklungen unabhängig.“ Man freue sich daher, den MVDA-Apotheken auch in Zukunft als „fairer Partner“ zur Verfügung zu stehen, so AEP.
Vor knapp einem Jahr hatte der MVDA die jahrzehntelange exklusive Partnerschaft mit Phoenix beendet, seit Anfang dieses Jahres können die Mitglieder das Kernsortiment auch bei AEP bestellen. Zwar verständigte man sich nach einem öffentlich ausgetragenen Schlagabtausch auf einen Kompromiss. Doch so richtig grün war man sich mit Deutschlandchef Marcus Freitag trotzdem nicht.
„Neue Energie in 2021, Ziel: Neustart mit Phoenix“, hieß es jetzt in einem Schreiben des MVDA-Präsidiums an die Mitglieder, in dem diese über die künftige strategische Ausrichtung informiert wurden. Ende vergangenen Jahres sei der „sehr unternehmerisch ausgerichtete Weg des Change der einzig richtige“ gewesen, schrieben Gabriela Hame-Fischer und Dr. Holger Wicht. Und wirtschaftlich seien die Apotheken in diesem Jahr auch bezüglich ihrer Leistungsbonifizierung gut abgesichert.
„Es ist aber unsere Aufgabe, nicht nur kurz-, sondern mittel- bis langfristig zu planen – um den Verein und somit Sie als Inhaber/innen stationärer Vor-Ort-Apotheken bestmöglich zukunftsfähig aufzustellen“, heißt es weiter. Die Entwicklung des Gesundheits- und Apothekenmarktes – von Digitalisierung bis hin zur Corona-Pandemie – fordere eine fundierte Situationsanalyse, die man „mit sehr viel Sorgfalt und professioneller Unterstützung“ durchgeführt habe, um entsprechende Handlungen ableiten zu können.
In den vergangenen Wochen hätten konstruktive Gespräche mit führenden Vertretern von Phoenix stattgefunden; man sei sich einig, dass ein Neustart der Zusammenarbeit Sinn ergebe – insbesondere vor dem Hintergrund des künftigen Marktumfeldes und der gemeinsamen Herausforderungen. Daher sei man zu der Überzeugung gekommen, dass die Linda-Apotheken ihre Positionierung vor Ort durch die Dachmarke einerseits und die Online-Angebote von Phoenix andererseits „noch weiter stärken“ können. Gemeint ist hier vor allem die Digitalplattform „Deine Apotheke“.
Der geplante „Neustart einer Partnerschaft auf Augenhöhe“ sieht vor, dass die Mitgliedsapotheken im kommenden Jahr wieder exklusiv mit Phoenix beziehungsweise Hageda-Stumpf in München zusammenarbeiten. „Gemeinsam können wir den Markt erfolgreich bewegen.“ „MVDA und Phoenix haben seit über 30 Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Im letzten Jahr gab es eine Reihe von Diskussionen und unterschiedliche Auffassung über die Zukunftsgestaltung. Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktdynamiken beabsichtigen wir eine neue erfolgreiche Form der Zusammenarbeit. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Wir wollen gemeinsam gestalten und die Kräfte im Sinne unserer Mitglieder und inhabergeführten Vor-Ort-Apotheken in Deutschland wieder bündeln“, so Hame-Fischer.