Gichttherapeutika

Adenuric bekommt Generika-Konkurrenz

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Berlin -

Bei Patienten mit Gicht kommt neben Allopurinol vor allem der in Adenuric enthaltene Wirkstoff Febuxostat zum Einsatz. Jetzt bekommt das Originalpräparat von Berlin-Chemie generische Konkurrenz. Zum 1. Mai bringen mehrere Hersteller entsprechende Präparate auf den Markt.

Adenuric wurde im Februar 2010 eingeführt und ist als Filmtablette mit 80 und 120 mg auf dem Markt. Eingesetzt wird das Präparat bei Erwachsenen zur Therapie der chronischen Hyperurikämie bei Erkrankungen, die bereits zu Uratablagerungen geführt haben, einschließlich eines aus der Krankengeschichte bekannten oder aktuell vorliegenden Gichtknotens und/oder einer Gichtarthritis.

In der Dosierung à 120 mg kann Adenuric außerdem angewendet werden zur Vorbeugung und Behandlung einer Hyperurikämie bei erwachsenen Patienten mit hämatologischen Malignomen, die sich einer Chemotherapie mit einem mittleren bis hohen Risiko für ein Tumorlyse-Syndrom (TLS) unterziehen. Dieser Indikationserweiterung hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) 2015 stattgegeben.

Mit knapp 500.000 Verordnungen (entsprechend 45 Millionen Tagestherapiedosen, DDD) ist Febuxostat die Nummer 2 unter den Gichtmitteln. Allopurinol liegt mit 324 Millionen DDD vorn, Colchicin und Benzbromaron kommen jeweils auf 6 Millionen DDD. Die Kombination aus Allopurinol und Benzbromaron spielt mit 3 Millionen DDD eine untergeordnete Rolle.

Trotzt des deutlich höheren Preises wird Febuxostat gerne verordnet; 2017 stiegen die Erlöse laut Arzneiverordnungsreport um ein Fünftel auf 50 Millionen Euro. Zum 1. Mai kommen nun mehrere Generikahersteller auf den Markt; Accord und Heumann etwa versprechen Einsparungen von bis zu 50 Prozent gegenüber dem Original. Allerdings sind die Generika nur in der ursprünglichen Indikation zugelassen.

Der urikostatische Wirkstoff ist ein 2-Aryl-Thiazol-Derivat, das seine therapeutische Wirkung über eine selektive Hemmung des Enzyms Xanthinoxidase (XO) entfaltet. So blockiert Febuxostat den Abbau von Purinen zu Harnsäure. Dabei wirkt Febuxostat nicht nur in 10- bis 30-fach geringerer Konzentrationen als Allopurinol, sondern hat auch nur minimale Effekte auf andere Enzyme des Purin- und Pyrimidinstoffwechsels.

Die Substanz hat eine hohe orale Bioverfügbarkeit und wird nach Glukuronidierung weit überwiegend hepatisch mit einer Halbwertszeit von zwölf Stunden eliminiert. Aus diesem Grund kann Febuxostat bei Patienten mit leichter bis moderater Nierenfunktionsstörung ohne Dosisanpassung zum Einsatz kommen. Bei Patienten mit schwerer Leber – beziehungsweise Nierenfunktionseinschränkung sind Wirksamkeit und Sicherheit nicht untersucht.

Patienten nehmen die empfohlene Dosis von 80 mg einmal täglich mahlzeitenunabhängig ein. Sinkt der Serumharnsäurespiegel nach zwei bis vier Wochen nicht dauerhaft unter das therapeutische Ziel von < 6 mg/dl (357 μmol/l), kann die Dosis auf einmal täglich 120 mg gesteigert werden.

Die Wirksamkeit von Febuxostat wurde in den drei Phase-III-Pivotalstudien Apex, Fact und Confirms belegt. Im Vergleich zu 300 mg Allopurinol zeigte Febuxostat eine überlegene Wirksamkeit bezüglich der dauerhaften Senkung des Serumharnsäurespiegels; gegen höhere Dosen wurde der Wirkstoff nicht geprüft. In einem Cochrane-Review gab es nach dreijähriger Nachbeobachtung keine signifikanten Unterschiede bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit zwischen Febuxostat in beiden Dosen und Allopurinol. Auch eine Metaanalyse konnte keine klinisch relevante Reduktion von Gichtanfällen und Tophi belegen.

Den Ergebnissen einer klinischen Sicherheitsstudie zufolge besteht für den Wirkstoff allerdings ein erhöhtes Todesrisiko im Vergleich zu Allopurinol. Bereits 2017 hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA kardiale Sicherheitsbedenken geäußert; Anfang des Jahres wurden ein Warnhinweis auf der Packung angeordnet und die Indikation geändert. Mit dem Arzneimittel sollen nur noch Patienten behandelt werden, die mit anderen Arzneimitteln nicht wirksam therapiert werden können oder unter Allopurinol schwere Nebenwirkungen erleben.

Wegen der kardiovaskulären Nebenwirkungen wird Febuxostat nicht zur Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder dekompensierter Herzinsuffizienz empfohlen. Weitere mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen können akute Gichtanfälle, Leberfunktionsstörungen, Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen, Hautausschlag oder Ödeme sein.

2017 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Höchstmenge Colchicin-haltiger Arzneimittel auf 30 ml beziehungsweise 30 Tabletten reduziert. Dies entspricht einer Colchicin-Menge von 15 mg und somit ausreichend Wirkstoff, um mindestens zwei akute Gichtanfälle zu behandeln. Würde die Höchstmenge nicht begrenzt, wäre das Nutzen-Risiko-Verhältnis nicht mehr positiv. Die vom BfArM neu festgelegte therapiegerechte Packungsgröße sei nicht zu klein, um einen akuten Gichtanfall zu behandeln, und nicht zu groß, um eine Überdosierung zu erreichen. Die maximale Gesamtdosis pro Gichtanfall wird von bisher 12 mg Colchicin halbiert. Seit Ende Januar sind Colchicum-Dispert und Colchysat Bürger entsprechend mit neuer Gebrauchsinformation unterwegs.

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