Generikakonzerne

Actavis: Millionen statt Milliarden

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Berlin -

Als Befreiungsschlag für die Deutsche Bank feiert die Finanzwelt den Verkauf von Actavis. Dabei ist das Kreditinstitut gar nicht der Eigentümer. Als Hauptgläubiger hatten die Frankfurter vor zwei Jahren die Macht beim Generikakonzern übernommen, weil sich die eigentlichen Besitzer bei der Übernahme von Actavis im Jahr 2007 überhoben hatten. Die Investorenclique um den isländischen Milliardär Björgólfur Thor Björgólfsson macht gute Miene zum bösen Spiel und richtet sich auf eine Zukunft als Kleinaktionär beim Käufer ein.

 

4,25 Milliarden Euro zahlt der US-Generikakonzern Watson für Actavis; im Herbst soll der Deal abgeschlossen sein. Mit allzu großen Hürden rechnen die Beteiligten nicht, da es weder geografisch noch bei den Indikationen allzu viele Überschneidungen gibt. Wie viel vom Kaufpreis direkt nach Frankfurt fließt und ob überhaupt etwas bei den Alteigentümern bleibt, ist nicht bekannt. Immerhin hat der Großgläubiger bereits mehr als 600 Millionen Euro abschreiben müssen.

Zumindest einen Teilbetrag könnten die Isländer wiedersehen. Je nachdem, wie sich Actavis bis zum Jahresende schlägt, liegen 5,5 Millionen Watson-Aktien als Prämie bereit. Gemessen am aktuellen Preis von 60 US-Dollar je Stück, könnten so noch einmal 250 Millionen Euro zum fest vereinbarten Kaufpreis dazukommen, die dann bei den Eigentümern, also im Wesentlichen bei Björgólfsson, bleiben dürften.

 

 

Als „große Chance“ habe er den Zusammenschluss gesehen und daher in den vergangenen Monaten „schonungslos“ daraufhin gearbeitet, kommentierte Björgólfsson gestern die Übernahme. Die Eigentümer freuten sich über die Ausbezahlung in Watson-Aktien, zumal sie vom Wert und von den Wachstumschancen der neuen Nummer 3 im weltweiten Generikamarkt überzeugt seien: „Dies ist eine Traumkombination in dieser Branche.“

Gegenüber den Actavis-Mitarbeitern schlug Björgólfsson nachdenklichere Töne an: Er sei unglaublich stolz, 13 Jahre lang am oftmals „abenteuerlichen“ Aufbau der Firma mitgewirkt zu haben. „Wir alle wissen, das es nicht immer einfach war. Das schnelle Wachstum brachte viele Herausforderungen, aber wir haben alle Hürden überwunden.“

Der heute international stark aufgestellte Konzern sei „das Vermächtnis unserer großartigen Arbeit, unserer Beständigkeit und Ausdauer sowie unserer Vision über all die Jahre“. Er habe nie an der Zukunft von Actavis gezweifelt. Trotz des Gegenwinds sei die Firma gestärkt aus der Finanzkrise hervorgegangen. „Deshalb habe ich mich entschieden, mir meinen Anteil in Watson-Aktien auszahlen zu lassen, denn ich bin überzeugt, dass Actavis auch weiter Geschichte schreiben wird.“

 

 

Dass die Isländer künftig in den USA viel Mitsprache haben werden, darf aber bezweifelt werden. Mit dem gesamten Paket kämen Björgólfsson und seine Partner auf 4 Prozent bei Watson, was ungefähr den Paketen der größeren Rentenfonds und Finanzinvestoren entspricht.

Die Finanzkrise hatte die Isländer handlungsfähig gemacht: Als Hauptfinanzier der insgesamt 4,7 Milliarden Euro schweren Übernahme von Actavis im Jahr 2007 hatte die Deutsche Bank, nachdem ein schneller Verkauf nicht zustande gekommen war, im Sommer 2010 beherzt eingegriffen.

Für die Refinanzierung der Kredite bekam die Großbank damals drei der sieben Sitze im Actavis-Board und ein Vetorecht. Der ehemalige Ratiopharm-Chef Dr. Claudio Albrecht und sein Kompagnon Peter Prock wurden mit der Führung des Konzerns beauftragt, der Firmensitz wurde in die Schweiz verlegt. Beim Einzug in den „Orange Power Tower“ in Zug durften Manager aus aller Welt sprechen. Björgólfsson und seine Entourage durften im Publikum zuhören.

 

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