Actavis holt Ex-Chef von Ratiopharm Patrick Hollstein, 23.06.2010 12:25 Uhr
Der isländische Generikakonzern Actavis hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden: Der ehemalige Ratiopharm-Chef Dr. Claudio Albrecht übernimmt ab sofort die Führung des wegen seiner Schulden offenbar von der Deutschen Bank abhängigen Herstellers. Eine weitere Nachricht lässt erahnen, dass Actavis auf Dauer kein isländisches Unternehmen bleiben wird: Wie Actavis mitteilte, wird ein neuer Standort für das Hauptquartier gesucht. In Hafnarfjordur bei Reykjavík soll künftig nur noch produziert werden.
Albrecht hatte nach seinem unfreiwilligen Abgang bei Ratiopharm als Unternehmensberater gearbeitet, zuletzt auch für Actavis. Nach einem Bericht der britischen Financial Times (FT) hatte die schwedische Industriellenfamilie Wallenberg, unter anderem Großaktionärin des Pharmakonzerns AstraZeneca, im Ratiopharm-Bieterverfahren mit dem Österreicher zusammengearbeitet.
Albrecht gehört zu jenen Topmanagern des Generikakonzerns, die 2005 infolge der Berichterstattung des „sterns“ über aggressive Vertriebspraktiken den Hut hatten nehmen müssen. Der heute 51-jährige Jurist ist seit 1997 im Generikageschäft und hatte zunächst für Sandoz/Novartis, ab 2000 für Merckle gearbeitet.
Beobachtern zufolge hatte die Deutsche Bank als Hauptgläubiger von Actavis versucht, durch die Ratiopharm-Übernahme ihren vier Milliarden Euro schweren Kredit zu retten. Die Frankfurter hatten die Übernahme des isländischen Konzerns durch den Milliardär Björgólfur Thor Björgólfsson im Jahr 2007 vorfinanziert. Im Bieterverfahren soll Actavis laut Wirtschaftswoche sogar versprochen haben, die Konzernzentrale von Hafnarfjörður nach Ulm zu verlegen und die eigene Marke zurückzustellen. Den Zuschlag erhielt am Ende aber Weltmarktführer Teva, weshalb für Actavis nun eine neue Lösung gefunden werden muss. An der Börse wird seitdem auch über eine Fusion mit Stada spekuliert.