Abschreibungen kosten Dividende Patrick Hollstein, 15.04.2010 14:21 Uhr
Wenn sich im Juni in Düsseldorf die Vertreterversammlung der deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) trifft, könnte sie erstmals in der 108-jährigen Geschichte der Bank den Ausfall einer Dividende beschließen. Für die 100.000 Mitglieder, darunter 800 Neuzugänge, könnte es wegen erheblicher Abschreibungen im Finanzinstrumente-Portfolio kein Geld geben. Der neue Apobank-Chef Herbert Pfennig ist gewillt, einen Schlussstrich unter die Anlagestrategie seines Vorgängers zu ziehen, die sich in der Finanzkrise als problematisch herausgestellt hat. Eine Task Force durchkämmt seit Monaten die Bücher auf faule Papiere und schlechte Adressen.
Knapp eine halbe Milliarde Euro sind 2009 an Wertkorrekturen im Finanzportfolio zusammen gekommen. Laut Pfennig sind damit alle derzeit bekannten Risiken abgedeckt. Der Apobank-Chef kehrt mit dem eisernen Besen und hat bewusst „nicht in die Spartöpfe gegriffen“. Bis 2014 sollen die strukturierten Produkte auf 2,5 Milliarden Euro abgeschmolzen sein, aktuell liegen sie bei 4 Milliarden Euro. Pfennig will die Bank auf das Kundengeschäft fokussieren.
Das läuft trotz der Turbulenzen nicht schlecht. Der Zinsüberschuss lag mit 618 Millionen Euro 8 Prozent über Vorjahresniveau. Dagegen gab es wegen der Zurückhaltung der Anleger und höherer Kosten nur einen Provisionsüberschuss von 112 Millionen Euro, das sind 18 Prozent weniger als im Vorjahr.
Abzüglich des wegen Umstrukturierungsarbeiten um 7 Prozent auf 423 Millionen Euro gestiegenen Verwaltungsaufwands lag das Ergebnis mit 318 Millionen Euro annähernd auf Vorjahresniveau. Wegen der Abschreibungen ging die Apobank aber mit einem Fehlbetrag von 283 Millionen Euro aus dem Rennen. Aus den Rücklagen sollen mit einem vermutlich zweistelligen Millionenbetrag zumindest die stillen Einlagen und Genussscheine bedient werden.
Pfennig will das operative Kundengeschäft ausbauen: In dem bereits um 95 Mitarbeiter gewachsenen Vertriebsteam sollen weiter 45 Posten geschaffen werden. In Berlin, Tübingen und Heidelberg sind für dieses Jahr neue Filialen geplant. Im ersten Quartal lag das Ergebnis bei 83 Millionen Euro. Pfennig rechnet weiterhin mit „großen, aber nicht mehr gigantischen Abschreibungen“. Um die Eigenkapitalquote von 10,2 Prozent zu stärken, will Pfennig über stille Einlagen neues Geld besorgen.
Die Apobank, die im vergangenen Jahr erstmals mehr als vier Milliarden neu an Krediten vergeben hatte, will sich auch bei angestellten Ärzten und Apothekern sowie im Vermögensmanagement profilieren: Binnen zwei Jahren sollen die Anlagen bei der Apobank von derzeit sieben Milliarden Euro auf zehn Milliarden Euro steigen.
Bei den Heilberuflern hat die Apobank nach wie vor einen guten Stand. Die Zahl der Kunden stieg im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf rund 333.000.