Pharmakonzerne

Abschreibungen bringen Merck Verluste

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Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck ist im zweiten Quartal wegen Sonderbelastungen in Millionenhöhe in die roten Zahlen gerutscht. Einem Umsatz von knapp 2,6 Milliarden Euro (plus 16 Prozent) stand ein Fehlbetrag von 84 Millionen Euro gegenüber, nach einem Gewinn von 187 Millionen Euro im Vorjahr. Die Ertragsseite wurde durch besondere Aufwendungen in Höhe von 270 Millionen Euro (plus 150 Prozent) und Abschreibungen von 319 Millionen Euro (plus 119 Prozent belastet).

161 Millionen Euro an Sonderaufwendungen kostet alleine die Komplettabschreibung einer von zwei Produktionslinien für biotechnologische Krebsmittel im schweizerischen Corsier-sur-Vevey. Eigentlich hätte hier Erbitux (Cetuximab) produziert werden sollen, doch nach dem negativen Votum der Europäischen Arzneimittelagentur EMA für eine Zulassungserweiterung auf kleinzelligen Lungenkrebs konnten die Kapazitäten nicht genutzt werden.

Weitere 20 Millionen Euro stellte Merck für Aufwendung im Zusammenhang mit dem Entwicklungsstopp von Movectro (Cladribin) zurück. Bereits im ersten Quartal hatte der Konzern die immateriellen Werte von 50 Millionen Euro für das MS-Mittel komplett abgeschrieben.

Von den Abschreibungen entfallen 63 Millionen Euro auf das Parkinsonmittel Safinamid, das derzeit in Phase-III untersucht wird, und 17 Millionen Euro auf Rebif (Interferon beta-1a), dessen Restnutzungsdauer um zwei Jahre verkürzt wird. Außerdem stellt der Konzern die Entwicklung des Immunmodulators IMO-2055 ein, was 35 Millionen Euro kosten wird.


Dabei lief das operative Geschäft gut: Knapp 1,6 Milliarden Euro (plus 2 Prozent) erwirtschaftete Merck im Pharmageschäft, das sind 63 Prozent des Konzernsumsatzes. 93 Prozent davon entfallen auf verschreibungspflichtige Arzneimittel wie Rebif (423 Millionen Euro, plus 5 Prozent), Erbitux (204 Millionen Euro, minus 3 Prozent) und Gonal-f (130 Millionen Euro, plus 7 Prozent). Auch Produktfamilien wie Concor (106 Millionen Euro, plus 8 Prozent), Glucophage (92 Millionen Euro, plus 22 Prozent) und Euthyrox (52 Millionen Euro, plus 10 Prozent) entwickelten sich erfolgreich.

Auf den OTC-Bereich entfielen 118 Millionen Euro (plus 4 Prozent): Gut lief das Geschäft mit Bion 3 (plus 16 Prozent), Cebion (plus 2 Prozent) und Femibion (plus 11 Prozent). Nasivin sank um 6 Prozent; Kytta, im vergangenen Jahr mit einem Rückgang von 21 Prozent, hatte bereits im ersten Quartal aufgeholt und blieb konstant.

Die Chemiesparte legte nach der Übernahme von Millipore um 49 Prozent auf 957 Millionen Euro zu. Für das laufende Jahr erwartet Merck Umsätze von mehr als 10 Milliarden Euro, was einer zweistelligen Steigerung entspricht: Das Pharmageschäft soll um 1 bis 2 Prozent zulegen, das OTC-Geschäft um 6 bis 9 Prozent.

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