Der Diätmarkt in der Apotheke ist stark rückläufig, doch besonders massiv trifft es den Marktführer. Im Vorjahresvergleich hat Almased in den ersten sechs Monaten 42 Prozent eingebüßt. Parallel schrumpfte der Gesamtmarkt – Apotheke und Versandhandel – um 25 Prozent.
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 hat Almased sogar 58 Prozent verloren, der Gesamtmarkt war im gleichen Zeitraum um 35 Prozent rückläufig. Damit ist der Marktanteil der Marke aus Bienenbüttel seit Anfang 2014 von 40 auf 28 Prozent nach Umsatz und von 47 auf 30 Prozent nach Absatz gefallen. Mit Rabattaktionen hatte der Hersteller im Sommer 2015 versucht, den Absturz aufzuhalten.
Deutlich besser hat sich Yokebe von Omega geschlagen. Nach einem schwachen ersten Halbjahr 2015 konnte sich das wichtigste Konkurrenzprodukt von Almased aktuell mit minus 11 Prozent besser halten als der Rest der Branche. Der Marktanteil liegt damit unverändert bei etwas über 15 Prozent.
In der Offizin haben dagegen offenbar beide Produkte verloren: Betrachtet man die Entwicklung der Großhandelsbestellungen, die als Indikator für das Geschäft vor Ort gesehen werden können, haben sowohl Almased als auch Yokebe im August rund 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verloren. Im Januar war der Effekt mit minus 70 Prozent am heftigsten.
Die Ursprünge von Almased gehen auf den Vater von Firmenchef André Trouillé zurück, wie in einem Firmenporträt in der „Welt“ nachzulesen ist. Der West-Berliner hatte demnach in seinem Ferienhaus in Bienenbüttel eine Heilpraxis eröffnet und beobachtet, dass viele seiner Patienten bei Stoffwechselproblemen nicht auf homöopathische Mittel ansprachen. Ihm schwebte eine Kur auf Basis von Soja, Yoghurt und Honig vor.
Trouillé betrieb damals einen kleinen Tabakwarenladen im selben Ort. Nachdem ihm sein Vater von seiner Idee erzählt hatte, machte er sich 1985 daran, „in der elterlichen Küche mit unterschiedlichen Herstellungsverfahren zu experimentieren“. Das Resultat war ein gelbes Pulver, das er erst sich selbst und dann den Patienten seines Vaters verabreichte.
Im Umland machte das Produkt schnell die Runde, doch einige Jahre nach dem Verkaufsstart zog die Nachfrage von Apotheken aus dem gesamten Bundesgebiet plötzlich stark an. „Wir wunderten uns selber“, berichtete Trouillé der „Welt“. Bald erfuhren sie den Grund für das plötzliche Interesse: „Sie benutzten es zum Abnehmen!“
Yokebe war vom Münchner Pharmaunternehmer Dr. Clemens Fischer entwickelt worden und im Sommer 2009 auf den Markt gekommen. Almased sei „Ideengeber“ gewesen, so Fischer. Die Vorzeichen sind denkbar schlecht: „Alle Apotheker haben uns gesagt: Bloß nicht noch ein Proteinpulver!“
Doch Fischer war überzeugt, im Vergleich zum Platzhirsch das bessere Produkt zu haben. Gemeinsam mit mehreren Lohnherstellern feilte er an den Zutaten und am Geschmack. Der Erfolg gibt ihm recht: Zwei Millionen Neukunden hat Fischer nach eigenen Angaben mit Yokebe in die Apotheken gebracht – der Markt hat sich seit dem Launch verfünffacht. Mittlerweile hat er die Marke an den Omega-Mutterkonzern Perrigo verkauft.
Auch andere Nachahmer setzen darauf, mit einem besseren Geschmack dem Original Geschäft streitig machen zu können. Trouillé gab sich noch Anfang des Jahres unbeeindruckt: „Es ist richtig, dass unsere Kunden gelegentlich auch andere Produkte testen“, räumte er im Interview mit APOTHEKE ADHOC ein. „Zum weitaus überwiegenden Teil kehren sie aber wieder zu Almased zurück, weil es eben nicht nur auf den Geschmack ankommt, sondern auch auf das 'Wohlfühl-Erlebnis', das mit Almased verbunden ist – eben dass es funktioniert.“
APOTHEKE ADHOC Debatte