Lobbyismus ist auch im Apothekenmarkt allgegenwärtig, und Auftritte von Konzernen und Interessenvertretungen bei Parteiveranstaltungen sind gang und gäbe. Im Kalender der SPD zählt zu den Höhepunkten im öffentlichen politischen Reigen das Sommerfest des Partei-Verlages „Vorwärts“. Doch zwei Sponsoren sind sich im Vorfeld in die Quere gekommen: Die Versandapotheke Sanicare hat erstmals seit Jahren keinen eigenen Stand, weil die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände als Platin-Sponsor ein Exklusivrecht erworben hat.
Dass um die sauber gestaffelten Verträge vom „Sponsor“ bis zum „Platinsponsor“ bisweilen ein Verteilungskampf entbrennt, ist trotz der bis zu fünfstelligen Spendenbeiträge nicht verwunderlich: Unter den 2000 Gästen beim Vorwärts-Sommerfest am 22. September werden neben sämtlichen SPD-Spitzenpolitikern aus Bund und Ländern wichtige Wirtschaftsvertreter und bis zu 400 Journalisten erwartet.
In einem Brief an die Veranstalter reagierte Sanicare-Chef Johannes Mönter entsprechend verärgert auf den Ausschluss infolge des ABDA-Vertrages: „Sie haben diesem unseriösen Deal zugestimmt. Der Vorwärts-Verlag hat sich und seine Neutralität kaufen lassen.“ Der Verlag habe bei der telefonischen Absage kein Geheimnis daraus gemacht, „dass die ABDA es mit viel Geld geschafft hat, ein Exklusivrecht und damit unseren Ausschluss durchzusetzen“, schrieb Mönter. Das sei in mehrfacher Hinsicht „zutiefst enttäuschend“. Schließlich sei Sanicare seit vielen Jahren Sponsor und Aussteller auf dem Sommerfest, er selbst sei seit mehr als 30 Jahren SPD-Mitglied.
Die Bereitschaft für weitere Engagements beim Vorwärts-Verlag sei jedenfalls „erstmal weg“, sagte eine Sanicare-Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Das Prozedere im Vorfeld sei mehr als eigentümlich: „Ein Konkurrenzausschluss unter Mitbewerbern ist selbstverständlich, aber wir sind keine Konkurrenten der ABDA“, so die Sprecherin. Möglicherweise habe Vorwärts das nicht richtig verstanden. Die Apotheker-Lobby habe sich als Initiator aber auch „unkoscher“ verhalten: „Die ABDA hat einfach ein ungeliebtes Kind weggekauft.“
Ein Sprecher der ABDA wies die Vorwürfe zurück: „Wir haben niemanden ausgeschlossen.“ Zu Mönters Briefen an SPD-Chef Kurt Beck und andere Parteigranden sowie über Vertragsinhalte wolle man sich nicht äußern, jedoch habe der Vorwärts-Verlag selbst angefragt, ob die ABDA ihr letztjähriges Engagement beim Sommerfest ausweiten wolle. „Wir freuen uns, als Vertreter aller Apothekerinnen und Apotheker - und damit auch für Herrn Mönter - beim Sommerfest sein zu dürfen“, so der ABDA-Sprecher.
Auch beim SPD-Verlag weist man die Kritik deutlich zurück. „Wir haben uns nicht kaufen lassen und arbeiten vollkommen transparent“, sagte Michael Blum vom Vorwärts-Verlag. „Die SPD ist offen und diskussionsfreudig, aber diese Vorwürfe sind einfach nicht berechtigt.“ Vorwärts habe wie alle Verlage auch wirtschaftliche Verpflichtungen und könne nicht in jedem Fall Rücksicht auf Traditionen nehmen, so Blum. Exklusivrechte seien bei Platinsponsoren zudem durchaus üblich. Eine Zusammenarbeit mit Sanicare sei aber in Zukunft ausdrücklich gewünscht und Herr Mönter zum Sommerfest herzlich eingeladen. Vielleicht wird das Sommerfest doch noch der von den Veranstaltern angekündigte „entspannte und fröhliche Abend“.
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