Der dänische Reimporteur hat seinen geplanten Börsengang schon wieder verschoben. Der zweite Anlauf wurde nur wenige Tage nach Ankündigung wegen des „schwierigen Marktumfeldes“ abgeblasen. Schon der erste Versuch Ende vergangenen Jahres war mit derselben Begründung aufgegeben worden.
Flemming Wagner, CEO und Mitbegründer von Abacus, sagte: „Wir haben starkes Interesse von Ankerinvestoren erfahren und gute Gespräche mit Investoren geführt. Die Entscheidung den Börsengang zu verschieben, erfolgt aufgrund des derzeitigen Marktumfelds. Wir denken, dieser Schritt ist im besten Interesse unseres Unternehmens und der Aktionäre.“
Für den zweiten Versuch hatte Abacus die Erwartungen hochgeschraubt: Der auf Hochpreiser spezialisierte Importeur wollte mindestens 50 Millionen Euro einsammeln; beim ersten Anlauf sollten es 40 Millionen Euro sein. Gleichzeitig sollten statt wie zuvor 50 Prozent nach dem Börsengang nur 45 Prozent in Streubesitz kommen. Die Gründerfamilie hält 91,6 Prozent der Anteile, die restlichen 8,4 Prozent sind in der Hand „unternehmensnaher Personen“.
Es wäre dieses Jahr der erste deutsche Börsengang im Prime Standard, dem besonders stark regulierten Segment für möglichst attraktive Unternehmenspapiere. Das eingenommene Geld wollte Abacus in neue Märkte und Lizenzen stecken. „Wir haben eine klare Marktstrategie, die wir mithilfe unserer Expertise in den Bereichen Datenanalyse und Sourcing zielgerichtet umsetzen“, sagte Wagner. „Wir werden in Einkaufskapazitäten und neue Produktlizenzen investieren. Zudem wollen wir die globale Marktpräsenz unseres attraktiven und hochgradig synergetischen Aposave-Geschäfts ausbauen.“ Die Tochterfirma bietet Vergleichspräparate für klinische Studien sowie Managed-Access-Programme an und beteiligt sich am Handel mit unlizenzierten Arzneimitteln.
Das Unternehmen zeichnet seine eigene Entwicklung als Erfolgsgeschichte: Von 2016 bis 2018 habe das organische Umsatzwachstum durchschnittlich bei 37 Prozent gelegen. Zuletzt lag der Umsatz bei 332 Millionen Euro und das bereinigte Ergebnis bei 15,3 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 253 und 9,9 Millionen Euro. Rund 450 Menschen arbeiten für Abacus. Hierzulande liegt das Unternehmen mit einem Marktanteil von etwa 7 Prozent auf Platz 7 hinter Branchenprimus Kohlpharma sowie Emra, Eurim, CC Pharma, Axicorp und Orifarm. Laut Abacus-Angaben kann allerdings keiner der Konkurrenten ein so hohes Wachstum vorweisen.
Vergangenen Oktober hatte Abacus seinen Börsengang angekündigt, kurz darauf aber wieder abgesagt. Die Lage an den Finanzmärkten sei zu unsicher, so die Begründung damals. „Angesichts der aktuellen Volatilität an den Märkten glauben wir, dass es weder im besten Interesse von Abacus Medicine noch von seinen Aktionären wäre, den Börsengang zum jetzigen Zeitpunkt umzusetzen“, so Wagner. Allzu viel hat sich seitdem an den Börsen allerdings nicht geändert: Konjunktursorgen und Brexit dämpfen die Anlegefreude in den nach wie vor merklich, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Demnach haben im ersten Quartal 2019 in Europa nur 23 Unternehmen den Gang aufs Parkett gewagt, halb so viele wie im Vorjahreszeitraum. Das Emissionvolumen sei mit 350 Millionen Euro gar 98 Prozent niedriger als im Vorjahr gewesen.
Abacus wurde 2004 von Wagner und seinem Vater John Wagner gegründet. Zwei Jahre später wurden erste Apotheken und Kliniken in Dänemark beliefert. 2010 expandierte die Firma erstmals nach Schweden, 2012 gab es erste Lieferungen nach Deutschland. Aktuell werden Arzneimittel in zwölf Ländern vertrieben, Deutschland ist jedoch nach wie vor der größte Markt. Spezialisiert ist Abacus auf den Reimport von Hochpreisern wie Chemotherapeutika und Immunsuppressiva.
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