Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) will ihren Anteilseignern eine Dividende von 7 Prozent zahlen. Darin enthalten sind allerdings Zahlungen für 2020 und für 2021. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte nämlich im vergangenen Jahr eine Ausschüttung untersagt.
Die EZB hatte wegen der Corona-Pandemie harte Vorgaben für die Zahlung von Dividenden gemacht: Alle direkt von ihr beaufsichtigten Institute waren angehalten, ihre Dividendenausschüttungen für die Jahre 2019 und 2020 auszusetzen oder zumindest deutlich zu begrenzen. Die Vertreterversammlung hatte daher im vergangenen Jahr beschlossen, die für das Geschäftsjahr 2019 bereits beschlossene Dividende in Höhe von 2 Prozent auszuzahlen, für 2020 aber einen Betrag in Höhe von 49 Millionen Euro auf neue Rechnung als Grundlage für eine zeitlich verzögerte Ausschüttung vorzutragen. Dies entspricht einer Dividende von 4 Prozent.
Im September zog die EZB ihre Forderung schließlich zurück und machte damit den Weg frei für Ausschüttungen: Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat will der Vorstand daher der Vertreterversammlung nun eine Dividende von 7 Prozent für das Geschäftsjahr 2021 vorschlagen. „Diese Dividende würde den vollständigen Gewinnvortrag aus dem Jahr 2020 sowie eine angemessene Gewinnbeteiligung in Höhe von 3 Prozent an unserem Geschäftserfolg im Berichtsjahr abbilden“, so der neue Vorstandschef Matthias Schellenberg. „Letztere berücksichtigt auch, dass wir mit dieser Dividende unsere Rücklagen und damit unser Kapital stärken. Dies auch im Hinblick auf künftig höhere Kapitalanforderungen.“
Das Geschäftsjahr 2021 hat die Apobank mit einem stabilen Jahresüberschuss von 65 Millionen Euro abgeschlossen. Vor Steuern lag das Betriebsergebnis nach Reservenbildung mit 124 Millionen Euro sogar deutlich über dem Vorjahreswert (111 Millionen Euro). Bei einem – geplant selektiveren – Kreditgeschäft ging der Zinsüberschuss von 750 auf 685 Millionen Euro deutlich zurück. Belastungen resultierten hier laut Apobank unter anderem aus dem anhaltenden Anstieg der Kundeneinlagen, da sie im vergangenen Jahr noch keine Verwahrentgelte bei Privatkunden vereinnahmt hatte. Entlastend wirkte sich hingegen die Bonifikation aus der Teilnahme an den Maßnahmen der EZB aus.
Der Provisionsüberschuss stieg um 4,7 Prozent auf 193 Millionen Euro. Eine positive Entwicklung der Erträge verzeichnete die Apobank in der Vermögensverwaltung und im Wertpapiergeschäft mit privaten Kunden. Auch das Geschäft mit institutionellen Anlegern lief gut.
Der Verwaltungsaufwand blieb stabil bei 715 Millionen Euro. Insbesondere die Sachaufwendungen inklusive Abschreibungen lagen unter ihrem Vorjahreswert, also vor allem Aufwendungen für die IT drastisch zu Buche geschlagen hatten. Die Risikovorsorge für das operative Geschäft belief sich auf nur 14 Millionen Euro nach 40 Millionen Euro im Vorjahr. „Bisher ist im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kein erhöhter Risikovorsorgebedarf zu erkennen“, so die Apobank. Die Risikovorsorge mit Reservecharakter erhöhte sich dagegen von 33 auf 50 Millonen Euro.
Finanzierungen für Existenzgründungen und Unternehmen im Gesundheitsmarkt stiegen weiter an. Insgesamt ging der Kreditbestand leicht zurück, insbesondere aufgrund eines selektiveren privaten Baufinanzierungsgeschäfts. Im Anlage- und Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden und institutionellen Anlegern hat die Bank ihre Marktposition gestärkt. Die Vermögensverwaltung legte beim mandatierten Volumen von 4,4 auf 4,9 Milliarden Euro zu. In einem günstigen Marktumfeld erreichte das Depotvolumen 11,9 Milliarden Euro nach 10,4 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Verwahrstellenvolumen stieg um 3 Millliarden Euro auf 25,2 Milliarden Euro.
„Trotz der internen und externen Herausforderungen des Jahres hat sich die Apobank gut geschlagen, auch dank ihrer Positionierung im Gesundheitsmarkt und der engen Vernetzung mit den Organisationen der Heilberufe“, so Schellenberg. Für das laufende Jahr sieht er weiter „anspruchsvolle Rahmenbedingungen im Bankenmarkt“. Insbesondere der harte Wettbewerb im Kreditgeschäft und beim Vermögens- und Vorsorgegeschäft werde nicht nachlassen. Aufgrund ihres fokussierten Geschäftsmodells erwartet die Apobnak eine insgesamt positive Ergebnisentwicklung: Der Jahresüberschuss soll wieder steigen und wiederum eine angemessene Dividende für die Eigentümerinnen und Eigentümer der Bank ermöglichen.
Neben der Pandemie erschwerten auch Unwägbarkeiten angesichts des Ukraine-Krieges und dessen Auswirkungen auf die Finanz- und Kapitalmärkte die Prognosegenauigkeit. Zwar besehe kein direktes Geschäft in Russland, Belarus oder der Ukraine. Allerdings könnten Verwerfungen an den Finanzmärkten das Wertpapiergeschäft mit unseren Kunden belasten. Wie alle Finanzinstitute werde man die Entwicklung weiter beobachten und selbstverständlich die jeweiligen Sanktionsvorgaben der Bundesregierung und Europäischen Union umsetzen, soweit sie Anwendung finden.
Im Hinblick auf die Pandemie sei die Entwicklung weiter volatil, so dass deren Einfluss auf unsere Geschäftsentwicklung ebenfalls schwer einschätzbar bleibt. „Bisher sind unsere Kundinnen und Kunden im Großen und Ganzen ohne größere Verluste durch die Pandemie gekommen. Zugleich haben die letzten zwei Jahre die Bedeutung eines hochleistungsfähigen Gesundheitswesens noch einmal deutlich unterstrichen.“
Für die Apobank selbst wird 2022 im Zeichen der weiteren Umsetzung unserer Transformationsagenda stehen. „Ging es in den vergangenen zwei Jahren vor allem um die Bewältigung der unmittelbaren Folgen der IT-Migration, möchten wir uns nun wieder intensiv darauf konzentrieren, wofür die Apobank angetreten ist: Die wirtschaftliche Förderung und Begleitung ihrer Mitglieder und Kunden in allen Finanzfragen.“ Ein Beirat mit 200 Kund:innen als Mitgliedern soll die Bedürfnisse des Marktes spiegeln. Auch die Effizienz und Struktur will der neue Vorstandschef verbessern; Updates dazu soll es im Herbst geben.
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