Im Frühjahr startet die Noweda ihren „Zukunftspakt Apotheke“ mit Burda. Bislang haben sich 3700 Apotheken eingetragen. Bei der Generalversammlung der Genossenschaft warb der Vorsitzende Dr. Michael Kuck bei den Apothekern für die Teilnahme. Sie sollen auch die Kollegen missionieren. Denn sonst kommt Amazon und macht alles platt.
Ein Kernelement ist die Vorbestellplattform IhreApotheken.de. Die teilnehmenden Apotheken können selbst entscheiden, wie preisaktiv sie bei ihrem individuellen Auftritt sind und ob sie einen Botendienst anbieten möchten. Aber es gebe eben auch die Möglichkeit für gemeinsame Aktionen, Themen- und Herstellershops oder Angebote zu Indikatorartikeln, erläuterte Kuck. „Mit dieser Plattform werden wir zeigen, dass auch Vor-Ort-Apotheken online können“, so der Noweda-Chef.
Was das Angebot von denen der Konkurrenz abhebt, ist laut Kuck die Kooperation mit Burda: „Denn was nützt einem die beste Internetseite, wenn sie kein Mensch kennt?“ Der Medienkonzern soll über seine mehr als hundert Titel im Zeitschriftenmarkt die Reichweite bringen. Neu dazu kommt ja noch das Apothekenmagazin „My Life“, Nowedas neues Konkurrenzblatt zur Apotheken Umschau. Heft und Plattform sollen sich gegenseitig bekannt machen. Auch über das bereits existierende Gesundheitsportal My Life von Burda sollen Kunden in die Apotheke oder zumindest auf die Plattform gelotst werden.
Jetzt hängt laut Kuck alles davon ab, dass genügend Apotheker mitmachen. Denn kein Patient werde die Plattform nutzen, wenn die nächste Apotheker 50 Kilometer entfernt ist. Auch die Auflage von My Life und damit wiederum die Verbreitung hänge maßgeblich von der Teilnehmerzahl ab. Aber 3700 Anmeldungen sechs Wochen nach der Expopharm sind sicherlich kein schlechter Start. Noweda hatte die Mitglieder allerdings auch mit einem kostenlosen Testpaket gelockt.
Warum man denn nichts zusammen mit der Apotheken Umschau gemacht habe, wollte eine Apothekerin während der Generalversammlung wissen. Schließlich habe Wort & Bild Verlag doch ein eigenes Angebot. Kuck gab trocken zurück, man sie nie gefragt worden. „Ich weiß allerdings auch nicht, ob wir mit fliegenden Fahnen ‚Ja‘ gesagt hätten.“ Denn die Umschau sei zwar „mächtig“, erreiche aber vor allem die Leute, die sowieso in die Apotheke gingen. Von der Kooperation mit Burda verspricht sich der Noweda-Chef, auch die jüngere Genration abzuholen, die „Apotheke erst noch lernen muss“. Der Zukunftspakt sei aber weiterhin für alle offen, und wenn man mit der Umschau einen vernünftigen Weg der Zusammenarbeit finde, spreche nichts dagegen.
Eine andere Apothekerin monierte, dass auf der „Nullnummer“ – also der nicht publizierten Erstauflage – des Magazins My Life ein fiktiver Preis von 2,50 Euro angegeben sei. Das Magazin soll zwar gratis an die Kunden abgegeben werden, das Preisschild soll beim Kunden aber die Wertigkeit der Zugabe unterstreichen. Die Kritik der Apothekerin: Will der Kunde statt der Zeitschrift eine andere Zugabe, hat er die 2,50 Euro als Referenzpreis im Kopf. Kuck will die Anregung mit in die weitere Diskussion nehmen: „Wenn das zu Schwierigkeiten in der Apotheke führt, muss es nicht draufstehen.“
Kuck ermunterte die 250 anwesenden Noweda-Mitglieder, auch im Kollegenkreis für die Teilnahme am Pakt zu werben. „Wir haben nur ein kleines Zeitfenster. Wenn es nicht gelingt, den Zukunftspakt in diesem Zeitfenster mit Leben zu füllen, bevor die ausländischen Versender noch größer werden und bevor Amazon in den Markt eintritt, dann wird es schwer. Und vielleicht sogar unmöglich“, warnte Kuck.
Dr. Matthias Lempka, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Noweda, hatte die Kollegen schon in seiner Eröffnungsrede eingeschworen: „Jeder und jede von uns sollte daher immer wieder prüfen, ob er oder sie die Geschäftsbeziehung zur Noweda weiter ausbauen und intensivieren kann.“ Frei nach Kennedys Frage, was man für sein Land tun könne. Ein bisschen Pathos gehört eben auch zu einer Generalversammlung.
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