Die deutlich verlängerte Haltbarkeit von Comirnaty könnte die Wartelisten in Arztpraxen verkürzen. Denn die Ärzt:innen erhalten dadurch die Möglichkeit, auf kurzfristige Terminabsagen zu reagieren, wenn der Covid-19-Impfstoff von Biontech noch nicht zubereitet worden ist. Für die Apotheken ändert sich an den Abläufen zunächst nichts: Da der Impfstoff Mangelware ist, liefert der Großhandel weiter wie gehabt.
Comirnaty von Biontech ist begehrt. Die Ärzt:innen erhalten in den meisten Fällen weniger Vials als angefragt. Zu einer Lagerung in den Niederlassungen der Großhändler dürfte es aufgrund der knappen Verfügbarkeit vorerst nicht kommen. Lagerfristen werden erst relevant, wenn Vorräte angelegt werden können. Noch liefern die Großhändler die von Biontech bereitgestellten Vakzine komplett an Apotheken aus.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) änderte gestern nach Einreichung neuer Daten die Bedingungen für die Lagerung des Impfstoffes von Biontech. Der aufgetaute, unverdünnte Impfstoff kann bei Kühlschranktemperaturen von 2 Grad bis 8 Grad für 31 Tage gelagert werden, statt wie bisher 5 Tage. Die chemisch-physikalische Haltbarkeit des verdünnten Impfstoffs bleibt nach Angaben von Biontech unverändert und beläuft sich weiterhin ab dem Zeitpunkt der Verdünnung auf sechs Stunden bei 2 Grad bis 30 Grad. Der zubereitete Impfstoff muss in dieser Zeit verabreicht werden. Aus mikrobiologischer Sicht sollte der verdünnte Impfstoff, da er unkonserviert ist, sofort verbraucht werden.
Der Großhandel wird die Vials des mRNA-Impfstoffes wie gehabt ultratiefgekühlt erhalten und im aufgetauten Zustand bei Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad Celsius an die Apotheken liefern. Innerhalb des 31-Tage-Zeitraums ist der Transport der aufgetauten, unverdünnten Durchstechflaschen wie gehabt für insgesamt maximal 12 Stunden möglich. Wegen der Mangelsituation ist zunächst keine Änderung an den Abläufen zu erwarten. Erst für Juni kündigte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mehr Impfstoff an. Dann sollen wöchentlich rund 5 Millionen Impfstoffdosen bereitgestellt werden, die durch die Haus- und Fachärzt:innen sowie voraussichtlich ab 7. Juni auch durch Betriebs- und Privatärzt:innen verimpft werden können. Deutlich mehr Impfstoff werde vor allem von Biontech erwartet.
Ein Vorteil der verlängerten Haltbarkeit im Kühlschrank für die Praxen ist die bessere Planbarkeit der Impfung. Sagt ein Impfling kurzfristig ab, kann ein neuer Termin gefunden werden, da der nicht verdünnte Impfstoff jetzt für den Patienten aufgehoben werden kann. Die Haltbarkeit des verdünnten Impfstoffs bleibt nach Angaben von Biontech unverändert und beläuft sich weiterhin ab dem Zeitpunkt der Verdünnung auf sechs Stunden bei 2 Grad bis 30 Grad. Der zubereitete Impfstoff muss in dieser Zeit verabreicht werden.
Dass Comirnaty jetzt massenweise in Apotheken-Kühlschränken lagern wird, ist vorerst aufgrund der Knappheit der Ware nicht zu erwarten. Doch der neue Puffer nimmt nicht nur den Ärzten etwas Druck, auch die Apotheke kann etwa im Fall einer plötzlichen Praxissschließung reagieren und die Vials bis zu 31 Tage zwischenlagern. Erfahrungsgemäß dürften in dieser Zeit jedoch andere Ärzt:innen gefunden sein, die Comirnaty verimpfen wollen.
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