Der Verdacht auf die Verwicklung einer nordhessischen Apotheke in illegales Doping hat sich nach Einschätzung der FDP-Landtagsfraktion erhärtet. Der Abgeordnete Florian Rentsch zitierte am Dienstag in Wiesbaden Informationen des
Sozialministeriums, das Unternehmen sei 1998, 2001 und 2002 überprüft worden - allerdings wegen vermuteter Verstöße gegen die Arzneimittelpreisverordnung. Die Apotheke, die auch als Großhandel arbeitet, müsse unter dem Gesichtspunkt Doping erneut unter die Lupe genommen werden, forderte Rentsch. Den Firmennamen nannte er nicht.
"Wir sehen Handlungsbedarf seitens der Aufsichtsbehörde bei der Aufklärung einer großen Bestellung von Arzneimitteln wie EPO dieser Apotheke", sagte der Abgeordnete. Das Unternehmen habe einer Bestellliste zufolge 2001 etwa 20 000 Ampullen des Blutdopingmittels EPO im Wert von damals 20 Millionen Mark bekommen. Sozialministerin Silke Lautenschläger (CDU) habe bei einer Ausschusssitzung vergangene Woche weitere Kontrollen zugesagt, sagte Rentsch: "Aber warum ist früher nichts geschehen?" Falls es auch bei anderen Apotheken den Verdacht auf Verwicklung in Doping gegeben habe, müssten auch diese Fälle neue aufgerollt werden.
"Wenn ich höre, dass eine Apotheke jedes Jahr bis zu 20 000 Ampullen EPO bestellt, werde ich hellhörig", sagte die Gabriele Bojunga von Transparency International. Die frühere Präsidentin der Landesapothekerkammer (2000 bis 2005) forderte eine durchgehende Dokumentationspflicht für verschreibungspflichtige Medikamente, die auch zum Doping eingesetzt werden können.
Bojungas Nachfolgerin in der Landesapothekenkammer, Erika Fink, sagte dagegen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, 20 000 Ampullen EPO seien keine auffällig große Menge. "Das ist eine Größenordnung, die für eine sehr große, bundesweit aktive Apotheke mit Krankenhausversorgung durchaus denkbar ist", erklärte sie. So viele seien zur Jahresversorgung von 280 Krebspatienten notwendig. Die unter Verdacht stehende Apotheke war nach FDP-Angaben zum fraglichen Zeitpunkt nur regional für drei Krankenhäuser tätig.
Der liberale Gesundheitspolitiker Rentsch sagte, Doping müsse bekämpft werden, dies dürfe aber nicht durch einen neuen Straftatbestand Sportbetrug geschehen: "Die Sanktionen der Sportgerichtsbarkeit sind grundsätzlich ausreichend." Dagegen forderte der Grünen-Abgeordnete Jürgen Frömmrich, Sportbetrug strafbar zu machen. Doping sei mehrfacher Betrug: an den nicht gedopten Sportlern, an den Fans sowie an Wettbewerbsveranstaltern und Sponsoren.
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