Zur Rose: Neue Mini-Apotheke im Supermarkt APOTHEKE ADHOC, 18.06.2018 15:40 Uhr
Tomaten, Spülmittel, Methotrexat: Am Donnerstag eröffnet Zur Rose in Basel die zweite Shop-in-Shop-Apotheke innerhalb eines Migros-Supermarkts. Die Versandapotheke und die Supermarktkette bauen damit auf 50 Quadratmeter ihre Zusammenarbeit aus. Es soll nicht die letzte Filiale bleiben.
Die Baseler Migros-Filiale Claramarkt erweitert ab Donnerstag ihr Sortiment: Neben Lebensmitteln, Technik (Melectronics) oder Sportartikeln (SportXX) gibt es dort ab Ende der Woche Medikamente beim stationären Discounter von Zur Rose. In der Nähe des Kosmetik- und Gesundheitssortiments eröffnet eine Mini-Apotheke mit einer Fläche von nicht einmal 50 Quadratmetern. Mittels eines Rowa-Kommissionierers soll in ihr das gesamte Sortiment angeboten werden – zu denselben Konditionen wie in der Versandapotheke. Entsprechend folgt die Mini-Filiale im Supermarkt auch dem Markenbild von Zur Rose und hebt sich so von der Umgebung ab.
Die Entscheidung, weitere dieser Shop-in-Shop-Apotheken zu eröffnen, hatten Migros und Zur Rose bereits Anfang des Jahres bekanntgegeben. Vorausgegangen war ein Pilotprojekt in Bern, wo im Juli 2017 die erste Filiale eröffnete. Die sei hervorragend angelaufen, die erwarteten Umsätze seien klar übertroffen worden, verkündete CEO Walter Oberhänsli. Eine dritte Einheit soll nun am Zürcher Limmatplatz eröffnen, weitere Standorte prüft das Unternehmen nach eigenen Angaben derzeit.
Eine eigene Apothekenkette wolle man dennoch nicht aufbauen, so Oberhänsli. Vielmehr sei angedacht, um die zwei Dutzend dieser Apotheken in der ganzen Schweiz zu eröffnen. Diese sollten ausschließlich in Gebieten ohne ärztliche Medikamentenabgabe liegen. In der Eidgenossenschaft regeln die Kantone das Dispensierrecht, mancherorts dürfen Ärzte Medikamente abgeben, anderswo können Patienten ihre Rezepte nur in Apotheken einlösen. In der deutschsprachigen Schweiz sind das unter anderem Basel-Stadt, der Kanton Aargau sowie Teile der Kantone Bern und Graubünden.
Mit dem Konzept will Zur Rose nach eigenen Angaben „dem zunehmenden Kundenbedürfnis nach kanalübergreifenden Einkaufsmöglichkeiten“ entsprechen. Produkte können demzufolge auch online bestellt, in der Filiale abgeholt oder nach Hause geliefert werden. Das Fachpersonal stelle darüber hinaus eine kompetente Beratung sicher und biete zusätzliche Dienstleistungen wie Reise- und Impfberatung oder Blutdruckmessung an.
Durch die niedrigen Mietpreise aufgrund der kleinen Fläche und die effizienten Versandhandelsprozesse könne man Rx-Medikamente im Schnitt 12 Prozent unter dem Apothekenpreis verkaufen. Auch für die Genossenschaft ist das Shop-in-Shop-Konzept ein Novum: Zum ersten Mal erlaubt Migros einem Drittunternehmen die permanente Nutzung seiner Filialfläche zu Geschäftszwecken.
Versandapotheke und Supermarktkette haben bereits Erfahrungen miteinander: Ab Anfang 2006 sammelte die regionale Vertriebsgesellschaft Migros Aare in ausgewählten Filialen an Pick-up-Stellen Rezepte ihrer Kunden für Zur Rose und händigte die Bestellungen aus. Das Projekt kam nie über die Pilotphase hinaus und wurde nur in einer Filiale fortgeführt.
Migros Aare, als eine von zehn Vertriebsgesellschaften der Genossenschaft für die Kantone Aargau, Bern und Solothurn zuständig, steht auch hinter dem Shopping-Center „Welle 7“ am Hauptbahnhof in Bern. Hier hatte Zur Rose im Sommer die erste Flagship-Apotheke eröffnet. Für die Versandapotheke geht es auch darum, das OTC-Geschäft zu retten: Das Bundesgericht hatte 2015 entschieden, dass apothekenpflichtige Arzneimittel nur verschickt werden dürfen, wenn sie in direktem Kontakt von Ärzten verschrieben wurden.
Noch 2008 hatte Migros überlegt, OTC- und Gesundheitsprodukte nach dem Vorbild von dm & Co. selbst in eigenen Drogerien außerhalb der Supermärkte anzubieten. Diese Idee ist aber vom Tisch; auch weil mit der Revision des Heilmittelgesetzes die Abgabe von Arzneimitteln liberalisiert werden soll.
Stattdessen betreibt Migros das größte Netzwerk in der ambulanten medizinischen Grundversorgung in der Schweiz. Seit mehr als 30 Jahren gehören Sport- und Golfparks und Fitnesszentren zur Gruppe; diese gehen auf das sogenannte „Kulturprozent“ der Migros zurück: 1 Prozent des Umsatzes steckt die Gruppe in eigene Gesundheits- und Bildungsprojekte.