US-Vloggerin: Einmal in der Sichtwahl stöbern Torsten Bless, 31.08.2017 14:05 Uhr
Zweimal in der Woche erklärt die in München lebende US-Vloggerin Dana Newman ihren Landsleuten ihre Wahlheimat mit all ihren Besonder- und Verschrobenheiten. Zuletzt hat sie unter die Lupe genommen, wie man in Deutschland an seine Medikamente kommt. Sie mag die Beratung in Apotheken, würde aber gerne in der Sichtwahl wühlen.
Vor acht Jahren kam Dana Newman nach Europa. Zuerst erforschte sie in Prag ihre familiären Wurzeln, dann lernte sie einen jungen Mann in München kennen, den sie heute „Mr. Germany“ nennt. Über 300 Videos hat sie schon auf YouTube gepostet, meist lockere Erklärstücke für ihre Landsleute über Sprache und kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. Auf ihrem Kanal „Wanted Adventure“ gibt es zweimal in der Woche neues Futter für ihre Fans.
Wie man in beiden Ländern an seine Medikamente kommt, beschreibt Newman in ihrem aktuellen Video. Alles, was nicht verschreibungspflichtig sei, erhalte man in den USA auch in Supermärkten oder Drogerien. „Hier habe ich die meisten meiner Medikamente gekauft. Du durchkämmst dafür die Regale wie bei Milch oder Cornflakes.“ Nicht so in Deutschland, hier sei allein die Apotheke zuständig: „Sie erinnern mich an die alten Kolonialwarenläden“, sagt sie. „Du musst an den Schalter, alle Medikamente sind dahinter aufbewahrt, die Angestellten müssen dir jedes einzelne aushändigen.“
Anders sei das bei Vitaminprodukten. „Viele von ihnen bekommst du auch woanders, in sehr limitiertem Sortiment im Supermarkt, aber es gibt viele in den Regalen von Drogerieketten von Rossmann und dm. Die ähneln US-Ketten wie CVS oder Walgreens.“
In den Verkaufsräumen der Apotheken gäbe es das eine oder andere zum Stöbern, etwa Sonnenschutz oder spezielle Kosmetikprodukte. „Aber für die eigentlichen Medikamente, selbst für Ibuprofen, musst du dich in die Schlange stellen und sie dir vom Apothekenmitarbeiter geben lassen.“
Ein großes Plus des deutschen Systems sei die Beratung. „Man kann seine Beschwerden schildern und die Apotheker erklären die Medikamentenoptionen. Sie beantworten auch sämtliche Fragen zu den Mitteln, die man schon einnimmt, helfen bei Fragen zur Dosierung und zu möglichen Nebenwirkungen. Das ist sehr hilfreich. Sie nehmen sich alle Zeit für deine Fragen, ich hab mich nie gehetzt gefühlt.“ Anders sei das in den USA: „Dort kann man seine verschreibungspflichtigen Medikamente aus dem Supermarkt oder der Drogerie mit zum Apotheker nehmen, aber die Angestellten dort haben meist sehr wenig Zeit.“
Aber auch das US-System hat aus ihrer Sicht Vorteile: „Dort kann man in Drogerien oder Lebensmittelgeschäften das gesamte Sortiment durchwühlen, die Preise genau vergleichen und abwägen. Dafür kann ich mir so viel Zeit nehmen, wie ich will“, sagt Newman. „Die Möglichkeit gibt es in Deutschland nicht.“ Das mache sich beim Preis bemerkbar. „In Deutschland erfährt der Kunde den Preis erst, wenn der Apotheker die Packung einscannt. ‚Oh mein Gott, 15 Euro, das ist mir zu viel, gibt es eine Alternative?‘“
Mitunter beschleiche sie das Gefühl, ihr werde ein und dasselbe immer wieder angeboten. „Erst wenn ich daheim im Internet forsche und dann mit dem genauen Namen des Produkts, das ich haben will, in die Apotheke komme, erhalte ich endlich auch andere Arzneimittel. Das funktioniert irgendwie. Nur ist die Heimrecherche ein wenig schwierig, wenn ich nicht die ganze Produktpalette vor mir ausgebreitet finde wie in den USA.“
Verschreibungspflichtige Medikamente gebe es dagegen hier wie da nur in der Apotheke. Doch die Kommunikation mit den Ärzten sei eine ganz andere. „In den USA rufen die Ärzte bei Folgeverordnungen in vielen Fällen einfach in der Apotheke an, in meinem Fall für mein Antiallergikum. Vielfach musste ich noch nicht mal zum Arzt, um mir ein neues Rezept zu holen“, berichtet sie. „So weit ich weiß, ist das in Deutschland nicht möglich. Ich muss jedes Mal in die Praxis, um mir ein neues Rezept zu besorgen und damit dann zur Apotheke.“
Weitere Videos stehen in den Startlöchern: Wer sich von Newman sein eigenes Land aus Sicht einer US-Amerikanerin nahe bringen will, wird jeden Mittwoch und jeden Sonntag auf ihrem YouTube-Kanal fündig.