Levin Apteekki in Finnland

Winterwunderland Kittilä: Familien-Weihnacht in der Apotheke

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Berlin -

Es ist Weihnachten und fühlt sich eher an wie ein kaltes Osterfest: Grau, verregnet und matschig ist es an den meisten Orten in Deutschland. Da sehnen sich viele nach echtem Winter und traditioneller Weihnachtsstimmung. Auf nach Kittilä also! Die Gemeinde im hohen Norden Finnlands ist eines der berühmtesten Skiressorts des Landes und ein absolutes Winterparadies. Seit acht Jahren betreibt Minna Loukusa dort zwei Apotheken – und genießt es. Ihre beiden Söhne reisen extra von weit her an, um über Weihnachten mit ihrer Mutter in der Apotheke zu verbringen.

Verschneite Tannen, Nordlichter, Elche und Schnee – viel, viel Schnee – erwarten die Kunden der Levin Apteekki, wenn sie vor die Tür treten. Denn pünktlich vor Weihnachten hat sich Frau Holle nochmal richtig weit aus dem Fenster gelehnt: Vergangene Woche stürmte eine Schneebombe über Skandinavien und hinterließ 20 Zentimeter Neuschnee in ein paar Stunden. „Dieses Jahr ist es besonders viel. Im Moment haben wir hier ungefähr 70 Zentimeter Schnee“, erzählt Inhaberin Loukusa. „Es ist wunderbar, wir haben Rentiere hier, die die Leute beobachten können, riesige Wälder und viele glasklare Seen und Flüsse.“

Der viele Schnee hat abgesehen von seiner eigenen Schönheit auch einen weiteren großen Vorteil: Er reflektiert das wenige Licht. Denn Kittilä ist nördlich des Polarkreises, den ganzen Winter über herrscht hier Dunkelheit. Fast zumindest, denn es gibt ja den Schnee. „In Helsinki ist es viel dunkler als hier. Dort geht die Sonne zwar kurz auf, aber es ist bewölkt und es liegt kein Schnee, der das Licht reflektiert“, erklärt Loukusa. Und das kommt von oben, auch wenn keine Sonne scheint: „Besucher aus Europa wollen hier vor allem die Nordlichter sehen. Wenn es kalt und der Himmel wolkenfrei ist, sieht man die hier jeden Tag.“

Die 51-jährige Apothekerin weiß zu schätzen, was sie an ihrer Umwelt hat. Vor acht Jahren ist sie aus dem Süden Finnlands über 1000 Kilometer hierher gezogen, um Inhaberin zu werden. Denn das ist in Finnland gar nicht so einfach: Aufgrund der staatlichen Bedarfsplanung sind Konzessionen begehrte Mangelware. Die staatliche Regulierung hält die Apothekenzahl stabil bei rund 600 Betrieben im ganzen Land. Loukusa bot sich die Gelegenheit, dem damaligen Apotheker im Ort seine Konzession abzukaufen, nachdem er in Ruhestand gegangen war. Also packte sie die Gelegenheit beim Schopf und zog nach Kittilä.

Das hätte sie nicht gemacht, wenn sie die Gegend nicht mögen würde. Sie ist nämlich perfekt für Loukusas beiden großen Leidenschaften: Skilanglauf und Jagd. Dabei ist ausgerechnet die Winterzeit die anstrengendste: „Der Dezember ist der stressigste Monat in allen finnischen Apotheken.“ Und für den 6500 Einwohner großen Touristenort gilt das umso mehr. „In den letzten Jahren ist die Zahl der ausländischen Touristen stark gestiegen. Die meisten sind aus Großbritannien, aber auch aus anderen europäischen und aus asiatischen Ländern kommen sehr viele“, erklärt sie.

Die Wintersaison bedeutet deshalb Akkordarbeit. „Meine beiden Apotheken in Kittilä sind von Anfang Dezember bis Ende April jeden einzelnen Tag geöffnet“, sagt sie stolz. Gerade dann also, wenn die Menschen aus aller Welt Weihnachtsurlaub in Kittilä machen, gibt es für die Apothekerin besonders viel Arbeit. Von ihren sieben Angestellten sind fünf Approbierte – ab Dezember sind es sechs. Denn jedes Jahr stellt sie einen weiteren Apotheker für die Wintersaison ein. „Ich stelle dann vor allem junge Apotheker ein, die gut Englisch können und ihren Winter lieber hier verbringen wollen als irgendwo im Süden“, erzählt sie. „Ich habe im Ort noch ein kleines Apartment, das ich ihnen für diese Zeit zur Verfügung stelle.“

Besonderer Trubel erwartet sie in den Weihnachtstagen. Über die Feiertage arbeiten? Das hat Loukusa jedes Jahr, wenn auch nur fünf Stunden an Heiligabend und je vier an den Feiertagen. „Ich habe mich schon daran gewöhnt“, sagt sie. Allerdings heißt die Arbeit über die Feiertage auch nicht, dass sie ohne ihre Familie feiern muss. Denn Loukusa hat zwei Söhne, einer wohnt im Süden Finnlands, der andere in Barcelona – und beide kommen jedes Jahr über Weihnachten nach Kittilä, um in der Apotheke mit anzupacken. Die Apothekerin versorgt sie währenddessen mit traditionellem finnischen Weihnachtsessen: verschiedene Salate, Schinken, Kuchen und vor allem viel Fisch. Da arbeitet der Nachwuchs auch gern an den Feiertagen. „Die beiden scherzen schon, dass das unsere Weihnachtstradition ist“, sagt Loukusa.

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