Österreich

Wiener Apotheker wollen länger arbeiten

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In Wien herrschen derzeit strenge Regeln, was die Öffnungszeiten von Apotheken angeht: Montag bis Freitag darf von 8 bis 18 Uhr geöffnet werden, Samstag ist bereits um 12 Uhr Schluss. Apotheken in Einkaufszentren und zentralen Lagen protestieren gegen die Einschränkungen und fordern flexiblere Regelungen, die es in anderen Städten der Alpenrepublik bereits gibt.

Das Apothekengesetz lässt den Bezirksverwaltungsbehörden Spielraum bei der Festlegung der Öffnungszeiten. Während das Wiener Magistrat fixe Vorgaben macht, können Apotheken in Graz und Salzburg zusätzlich zu den vorgeschriebenen 54 Wochenstunden bis zu sechs Wochenstunden nach eigenen Wünschen öffnen.

„Weil ich mittags zusperren muss, kaufen die Kunden beim ungeschulten Personal von dm oder im Reformhaus“, kritisiert Claus Bittmann, Inhaber der Wiener Apotheke im Donauzentrum. Die Patienten erwarteten, dass seine Apotheke genauso lange wie die Geschäfte im Einkaufszentrum geöffnet habe.

„Wer behauptet, es gebe keinen Bedarf für längere Öffnungszeiten, lebt hinter dem Mond“, schimpft auch Bittmanns Kollege Martin Derflinger. Der Inhaber der Graben Apotheke in der Wiener Innenstadt hat als Einziger samstags bis 18 Uhr geöffnet - noch jedenfalls. Denn vor kurzem hat ihn die Behörde angezeigt. Das will Derflinger nicht hinnehmen. Er will die Apothekerkammer und die Politik davon überzeugen, die Öffnungszeiten zu flexibilisieren.

Das dürfte allerdings nicht einfach werden: Bei der Apothekerkammer sieht man keinen Änderungsbedarf. Eine Sprecherin verweist auf eine aktuelle Kammerumfrage: „Die Kunden sind zufrieden, und auch ein Großteil der Wiener Apotheker ist gegen eine Änderung.“ Zudem gebe es einen intensiven Not- und Bereitschaftsdienst. In der Hauptstadt hätten samstagsnachmittags mindestens 37 Apotheken gleichzeitig geöffnet. Das Magistrat teilt offenbar diese Auffassung: Medienberichten zufolge hat die zuständige Abteilungsleiterin ebenfalls auf den Bereitschaftsdienst verwiesen.

Die Apotheker setzen nun auf die Kammerwahlen im Herbst. Bittmann will die neuen Funktionäre überzeugen. Derflinger schließt auch den Gang vor den Verfassungsgerichtshof nicht aus. Damit hatte er schon einmal Erfolg: Mitte 1990er Jahre kippte das Gericht auf seine Initiative die bis dahin vorgeschriebene zweistündige Mittagspause.

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