Wegen Boykott: Stada zieht von Barcelona nach Madrid Gabriele Hoberg, 16.11.2017 10:00 Uhr
Stada verlegt den Firmensitz der spanischen Tochterfirma Laboratorios Stada von Barcelona nach Madrid. Damit reagiert der Generikakonzern auf Boykottaktionen gegen Produkte von Anbietern, die ihren Sitz in Katalonien haben.
Der neue CEO Dr. Claudio Albrecht ist persönlich nach Spanien gereist, um den Firmensitz zu verlegen. Der Produktionsstandort in Barcelona und die Arbeitsplätze sind davon nicht berührt. Stada erklärte, dass diese Maßnahme die Bereitstellung der Dienstleistungen oder die Lieferung von Arzneimitteln an Apotheken, Großhändler und Krankenhäuser nicht beeinträchtigen wird.
Stada gehört damit zu einem Kreis von knapp 300 Unternehmen, die seit dem Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober ihre Firmensitze aus Katalonien abgezogen haben. Wegen der nach wie vor unklaren Lage sichern sie sich so die weitere Zugehörigkeit zur EU und damit zum europäischen Binnenmarkt, was ihnen im Falle einer doch noch folgenden Abspaltung Kataloniens verloren ginge.
Auch die Banken in Katalonien könnten sich im Falle einer Abspaltung nicht mehr über die Europäische Zentralbank finanzieren, für Bankkunden entfiele der Schutz ihrer Vermögen durch den spanischen Einlagensicherungsfonds. Die katalanische Bank La Caixa, die drittgrößte Spaniens, will deshalb ihren Hauptsitz nach Mallorca verlegen, die Banco Sabadell nach Alicante. Neben Stada haben auch Konzerne wie Nestlé, Roche und Novartis Standorte in Katalonien, ihre Entscheidungen stehen noch aus.
In den ersten neun Monaten summierten sich die Erlöse von Stada in Spanien auf 95 Millionen Euro, 85 Prozent entfallen auf Generika. In diesem Segment steht Spanien bei Stada auf Platz 5 der umsatzstärksten Länder. In Spanien werden mehr als 600 Produkte verkauft, darunter Ladival, Lactoflora, Multilind, Care+, Algesal, Grippostad und Hirudoid sowie zahlreiche Generika.
Insgesamt machte der Konzern in den ersten neun Monaten knapp 1,7 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von 10 Prozent. Der um Währungs- und Portfolioeffekte bereinigte Konzernumsatz verzeichnete eine Steigerung von 7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Der Gewinn betrug 109,2 Millionen Euro. Der konzernweite Umsatz mit Generika stieg um 7 Prozent auf 994,2 Millionen Euro. In Deutschland war das Geschäft allerdings rückläufig; der Umsatz fiel um 2 Prozent auf 218,8 Millionen Euro. Aliud verzeichnete aufgrund von gewonnenen Rabattvertragsausschreibungen ein Umsatzplus, Stadapharm blieb hingegen unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Auch beim deutschen Geschäft mit Markenprodukten muss der Konzern aus Bad Vilbel einen leichten Rückgang hinnehmen. Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten um 2 Prozent auf 140 Millionen Euro. Zwar habe es im dritten Quartal aufgrund der frühzeitigen Belieferung mit Erkältungsprodukten und einigen Neueinführungen eine starke Umsatzentwicklung gegeben. Andererseits seien die Umsätze mit dem Parkinsonmittel Apo-Go rückläufig gewesen.