Walgreens/Rite Aid

Pessina will jede fünfte Apotheke

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Berlin -

Jede fünfte Apotheke in den USA soll künftig zum Imperium von Stefano Pessina gehören. Einen Milliardenbetrag lässt sich Walgreens Boots Alliance (WBA) die Übernahme der Apothekenkette Rite Aid kosten. Doch die Wettbewerbshüter der Federal Trade Commission (FTC) haben Bedenken und prüfen den Deal noch. Die Uhr tickt.

Etwa 9,4 Milliarden US-Dollar zahlt WBA für Rite Aid mit 4600 Filialen; unter Berücksichtigung übernommener Schulden liegt das Gesamtvolumen sogar bei 17,2 Milliarden Dollar. Mit rund 12.900 eigenen Filialen würde seinem Konzern künftig jede fünfte Apotheke im Land gehören: Rund 23.000 unabhängigen Apotheken stehen knapp 20.000 Filialen der großen Ketten gegenüber sowie 9000 Supermärkte und 8000 SB-Warenhäuser mit angeschlossenem Apothekenschalter.

Seit der Ankündigung des Deals ist fast ein Jahr vergangen. Die Wettbewerbsbehörde prüft nach wie vor, der Konzern sah sich jetzt veranlasst, seinen Aktionären einen Zwischenstand zu vermelden: Man arbeite mit der FTC zusammen und prüfe mögliche Verkäufe, um die in den Diskussionen vorgebrachten Bedenken zu zerstreuen. Mindestens 500, maximal aber wohl 1000 Apotheken müssen man vermutlich abgeben, schreibt der Konzern.

Die Zahl ist nicht überraschend, schon kurz nach Verkündung hatte Pessina sich bereit erklärt, bis zu 1000 Filialen abzugeben. Dem Konzernchef zufolge ergänzen sich die beiden Ketten geografisch hervorragend: Vor allem in Kalifornien und im Nordosten kann WBA mit Rite Aid weiße Flecken schließen. Auch andere Geschäftsbereiche könnten laut Vereinbarung im Zusammenhang mit der Übernahme verkauft werden, solange ein Gesamtvolumen von 100 Millionen Dollar nicht überschritten wird.

Problematisch ist eher das Zeitfenster: Bis zum 27. Oktober muss der Deal abgeschlossen sein, ansonsten droht er zu platzen. Unter bestimmten Umständen kann die Frist bis zum 27. Januar verlängert werden. Sagt eine der Parteien vorher ab, wird eine Vertragsstrafe von 325 Millionen Dollar fällig. Denselben Betrag muss WBA an Rite Aid zahlen, wenn der Deal nicht genehmigt wird. Schmiedet Pessina stattdessen ein Bündnis mit einem Dritten, muss er Rite Aid sogar 650 Millionen Dollar zahlen.

Käme die Übernahme ohne Einschränkungen zustande, hätte WBA weltweit rund 17.700 Apotheken in elf Ländern. Dazu kommen mehr als 350 Großhandelsniederlassungen; WBA beliefert nach eigenen Angaben mehr als 200.000 Apotheken, Ärzte, Gesundheitszentren und Krankenhäuser in 19 Ländern und beschäftigt insgesamt rund 370.000 Menschen.

Erst vor Kurzem hatte WBA die Beteiligung am US-Großhändler AmerisourceBergen (ASB) auf 23,9 Prozent erhöht. Dafür zahlte der Apothekenkonzern 1,19 Milliarden Dollar. Bis zu 30 Prozent der Anteile kann Pessina laut Vereinbarung einsammeln.

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