Finnland

Viel Neues in der Weihnachtsapotheke

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Berlin -

Jedes Kind nicht nur in Finnland weiß: Der Weihnachtsmann wohnt in Rovaniemi, einer Stadt in Lappland. Ein Weihnachtsdorf lockt das ganze Jahr über eine halbe Million Besucher aus aller Welt an den Polarkreis. Anne Kiviniemi arbeitet in der Sampo Apteekki in der nahe gelegenen Stadt. Seit wir sie das letzte Mal besuchten, hat sich viel verändert.

Fünf Apotheken stehen für die etwas mehr als 60.000 Einwohner von Rovaniemi bereit. Die Sampo Apteekki wurde bereits 1883 gegründet. Seit 2013 wird sie von Tarja Heikkinen geführt. Sie gehört zum Verbund Avainapteekit. Einmal am Tag – außer an Sonntagen – beliefern Großhändler aus Helsinki und Oulu die Apotheke. In den letzten beiden Jahren ist das Team gewachsen. Jetzt versorgen etwa 30 Mitarbeiter im Durchschnitt 600 Kunden.

Dazu zählen viele Touristen. Ihr eigentliches Ziel ist das etwa zehn Kilometer entfernte Weihnachtsmanndorf direkt am nördlichen Polarkreis. Doch sie übernachten in der Innenstadt von Rovaniemi und besuchen dabei auch die Sampo Apteekki. „Gerade Russen kaufen bei uns ein. Sie sagen, dass finnische Produkte besonders hochwertig seien“, erzählt Apothekerin Kiviniemi. Keiner der Mitarbeiter spreche Russisch; daher wurde extra einen Übersetzer eingestellt. Die Website begrüßt die Kunden in finnisch, englisch und russisch.

„Das Reiseaufkommen ist seit 2015 stark gewachsen“, sagt Kiviniemi. „Es gibt jetzt Direktflüge aus Europa nach Rovaniemi und auch mehr Verbindungen aus der Hauptstadt Helsinki. Vor allem reisen jetzt viele asiatische Touristen an, um den Geist der Weihnacht zu erleben.“ Die Saison starte im November und ende mit dem April. „Das ist länger als je zuvor.“

Vor vielen Jahren besuchte Kiviniemi selbst zum ersten Mal das Weihnachtsdorf. „Ich liebe es“, bekundet sie. Auch hier hat sich viel getan: „Neue Hotels und neue Hütten sind dazu gekommen.“ Das Arctic Treehouse Hotel mit seinen separaten Stelzenhäusern hat vor Kurzem einen weltweiten Designpreis gewonnen. „Auch Airbnb gibt es mittlerweile in unserer Stadt.“

In der Apotheke geht es in der Vorweihnachtszeit keineswegs ruhig und besinnlich zu. „Das ist für uns die geschäftigste Zeit des Jahres“, sagt Kiviniemi. Das liegt auch am finnischen Gesundheitssystem: Die Sozialversicherung „Kela“ trägt bei ärztlich verordneten Arzneimitteln nur 40 Prozent der Kosten. Den Restbetrag müssen die Patienten selbst zahlen. Ausnahmen sind etwa Medikamente gegen Diabetes oder Krebs. Die Kosten dafür werden von der Versicherung vollständig übernommen.

Die Gesamtausgaben der Patienten für Arzneimittel sind allerdings gedeckelt: Wer sich im Jahr mit mehr als 610 Euro an den Kosten für verschriebene Medikamente beteiligt hat, zahlt für jedes weitere verschriebene Präparat nur noch 2,50 Euro selbst. Den Rest übernimmt die Kela. Die Obergrenze der Selbstbeteiligung erreichen im Dezember viele Patienten. „Manche decken sich nun zum Beispiel mit einem Jahresbedarf an Blutdrucksenkern ein“, sagt Kiviniemi.

Kiviniemi folgte direkt nach ihrem Studium 1997 ihrer Kollegin Sirpa Orre, die damals die Sampo Apteekki übernommen hatte. Ihr Abschluss heißt „proviisori“, das entspricht einem Masterabschluss. In Finnland dürfen bereits Bachelorabsolventen, sogenannte „farmaseutti“, in Apotheken arbeiten. Das ist europaweit sonst nur noch in Schweden möglich.

Die Apothekerin stammt zwar nicht direkt aus Rovaniemi, aber aus Lappland. Ihr gefällt die Landschaft: „Ich mag die Hügel und die Flüsse. Es gibt viele schöne Wälder in der Gegend“, sagt sie. Auch Rentiere verirrten sich manchmal bis an die Stadtgrenze – wie sollte es in der Stadt des Weihnachtsmanns auch anders sein. Am Jahresende hat Kiviniemi mit der wochenlangen Dunkelheit zu kämpfen. Dabei sei der November jedoch noch schlimmer als der Dezember: „Im Advent ist es wegen der beleuchteten Weihnachtsdekoration hell“, erzählt sie.

Weihnachten wird Kiviniemi auch dieses Jahr ganz traditionell mit ihrer Familie verbringen. „Weihnachtsbaum, Weihnachtsblumen und natürlich das traditionelle Weihnachtsessen“, beschreibt sie die idealen Zutaten. „Mal eine faule, entspannte Zeit zusammen haben, miteinander spielen und als Höhepunkt in die Weihnachtssauna gehen.“ Besonders schön findet sie trotzdem den Moment, wenn danach im Januar das erste Mal wieder die Sonne aufgeht: „Das ist jedes Mal wie eine Überraschung. Es ist, als würde alles wieder erwachen.“

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