Großbritannien

Boots-„Skandal“: Pessina mischt sich ein

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Berlin -

Ende April meldeten sich zahlreiche Angestellte und ehemalige Mitarbeiter der Drogerie- und Apothekenkette Boots beim „Guardian“. Die Meldungen über enttäuschte und überforderte Boots-Mitarbeiter haben nicht dazu geführt, dass das General Pharmaceutical Council (GPhC) als Berufsaufsicht gegen die Kette ermitteln wird. Boots selbst geht gegen die Berichterstattung vor, es gibt aber auch einen Wechsel in der Geschäftsführung.

„Wir verstehen, dass Apothekenmitarbeiter in verschiedenen Funktionen und Situationen vor bedeutenden Herausforderungen stehen. Auf der einen Seite sollen sie Patienten hochwertig versorgen, auf der anderen Seite müssen sie mit begrenzten Ressourcen oder Druck am Arbeitsplatz umgehen“, teilte das GPhC mit.

Weil es sich bei den Vorwürfen aber um ein flächendeckendes Problem in Großbritanniens Apotheken handele, werde man nicht dezidiert gegen Boots vorgehen. Stattdessen sollen Gespräche mit allen Beteiligten stattfinden. Bei einem Seminar sollen im Oktober die Arbeitsbedingungen in Apotheken erörtert werden. Für die Veranstaltung sollen sich sowohl Inhaber, PTA und Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitsdienst NHS sowie Unternehmensvertreter anmelden können.

Boots habe mittlerweile zwei Rechtsbeschwerden wegen der Veröffentlichungen und Anschuldigungen im April eingelegt, berichtet der Guardian. Eine Beschwerde stamme von Boots, die andere von Konzernchef Stefano Pessina persönlich.

Mark Koziol, stellvertretender Generalsekretär der britischen Apothekergewerkschaft PDA, sagte dem Guardian, die Unternehmenskultur der Apothekenkette sei ein „Skandal“. Er begrüße deshalb den Wechsel in der Unternehmensführung und hoffe auf einen Wandel der Geschäftspraktiken. Geschäftsführer Simon Roberts wird die Apothekenkette verlassen. Die bisherige Handelschefin Elizabeth Fagan werde die Leitung übernehmen, teilte Boots mit.

In anonymen Leserbriefen übten die Insider im April heftige Kritik an Boots und den Führungskräften. Recherchen des Guardian hatten ergeben, dass Boots-Manager Druck auf ihre Angestellten ausüben, sogenannte „Medicine-Use-Reviews“ (MUR) durchzuführen.

Pro Medikationsanalyse können Apotheken bei Patienten mit mehreren, meist chronischen Erkrankungen eine Pauschale von 28 Pfund beim NHS abrechnen. Seit 2005 kann jede Apotheke bis zu 400 MUR pro Jahr abrechnen. Boots ist die größte Apothekenkette in Großbritannien: In mehr als 2500 Filialen sind mehr als 60.000 Mitarbeiter angestellt, darunter circa 6600 Pharmazeuten.

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