Versicherungen schließen Medikamente aus APOTHEKE ADHOC, 31.05.2012 14:11 Uhr
In den USA gehen offenbar immer mehr Krankenversicherungen dazu über, teure Spezialmedikamente in großem Umfang von der Erstattung auszuschließen. Wie die „Los Angeles Times“ berichtet, haben Versicherungskonzerne wie Anthem Blue Cross und Aetna eine neue Kategorie für Arzneimittel gegen Krankheiten wie Multiple Sklerose, Arthritis oder Krebs eingeführt: In diesen Fällen müssen die Patienten einen Großteil der Kosten aus eigener Tasche zahlen.
Bislang haben die meisten Krankenversicherung drei Kategorien für Medikamente: Bei Generika muss der Patient 10 US-Dollar zuzahlen, bei einigen Originalpräparaten 30, bei anderen 50 Dollar. Bei der vierten Klasse müssen die Patienten laut Bericht 10 bis 30 Prozent der Kosten oder einen Fixbetrag von 150 Dollar übernehmen.
Weil teure Medikamente die Erschwinglichkeit der Krankenversicherung reduzierten, sei man für einige Präparate von der Zuzahlung zur Kostenteilung übergegangen, rechtfertigte ein Anthem-Sprecher gegenüber der Zeitung das Vorgehen. Ein Sprecher von Aetna, die Branche reagiere damit auf die Sorgen der Arbeitgeber vor ausufernden Kosten. In den USA sind die Firmen für die Krankenversicherung ihrer Angestellten zuständig.
Alle neuen Medikamente werden bei Aetna automatisch in die neue Klasse eingruppiert. Für die Patienten folgt in der Apotheke regelmäßig der Schock: Die L.A. Times zitiert einen Aids-Patienten, der statt 80 Dollar neuerdings 450 Dollar pro Monat zuzahlen muss. Er sei gezwungen, seine Tabletten abzuzählen und Freunde zu fragen, ob sie ihm welche leihen könnten.
Laut Bericht sind 57 Millionen Amerikaner auf teure Spezialmedikamente angewiesen, die 1 Prozent nach Menge, aber 17 Prozent der Kosten ausmachten. Weil immer mehr biotechnologisch hergestellt Produkte auf den Markt kommen, dürfte der Anteil weiter steigen.
14 Prozent aller Arbeitnehmer hätten bereits einen Versicherungstarif mit vier Arzneimittelkategorien; vor fünf Jahren seien es noch 7 Prozent gewesen, zitiert die Zeitung aus einem Bericht der Kaiser Family Foundation.
Politiker versuchen, die Höhe der Zuzahlung gesetzlich zu deckeln. In 20 Staaten gibt es dazu Anläufe; in New York seien entsprechende Tarife 2010 verboten worden. Die Versicherungskonzerne wehren sich gegen Einschränkungen – weil diese die Prämien für alle Versicherungsnehmer steigen ließen. Außerdem würden die steigenden Arzneimittelpreise nicht berücksichtigt.