In den USA machen große Versandapotheken wie Medco und CVS Caremark derzeit Stimmung gegen geplante Sparmaßnahmen des United States Postal Service (USPS). Weil der staatliche Postdienstleister tief in den roten Zahlen steckt, sollen Auslieferungen an Samstagen gestrichen werden. Die Versender argumentieren einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge mit der Arzneimittelsicherheit - und drohen mit Preiserhöhungen.
Sieben Milliarden US-Dollar wird das Defizit von USPS voraussichtlich in diesem Jahr betragen. Durch die Streichung der Samstagszustellung will der Konzern mit Hauptsitz in Washington immerhin rund drei Milliarden Dollar einsparen. Der Plan ist von einer gewissen Radikalität: Seit 1863 liefert die US-Post Päckchen und Briefe an sechs Tagen die Woche.
Diesen Komfort des Staatsbetriebs haben die US-Versandapotheken offenbar fest in ihre Business-Pläne einkalkuliert. Bei einer Anhörung in Chicago warnten Vertreter von CVS und Medco vor steigenen Betriebskosten, sollten sie ihre Samstagsauslieferungen an private Logistikdienstleiser wie UPS oder FedEx übertragen müssen.
„Versandapotheken und andere Händler werden keine andere Wahl haben, als diese Kosten an die Patienten weiterzugeben“, zitiert Bloomberg den Chef der CVS-Versandsparte, Ken Czarnecki. „Zusätzliche Kosten belasten aber nicht nur die Versicherten, sondern auch unser Gesundheitswesen.“ Czarnecki rechnet mit bis zu 50 Millionen Dollar an jährlichen Mehrkosten.
Die Streichung der Samstagslieferung brächte Schwierigkeiten für viele Verbraucher und könne insbesondere für Patienten gefährlich werden, die ihre Medikamente zur rechten Zeit bräuchten. Bei Medco rechnet man damit, dass es bei jeder dritten der rund 100 Millionen jährlich ausgelieferten Sendungen zu Verspätungen kommen könnte.
Die beiden Versandapotheken stehen mit ihrer Kritik nicht allein. An einem Aktionsbündnis gegen die Pläne von USPS beteiligen sich Versandhändler, Zeitungsverlage und Gewerkschaften.
Doch gerade im Arzneimittelbereich ist das Problem hausgemacht: In den USA ist die Medikamentenversorgung längst keine wohnortnahe Angelegenheit mehr. Große Versandapotheken und Pharmacy Benefit Manager (PBM) kooperieren eng mit Logistikdienstleistern, in deren Lagerhallen sie teilweise sogar ihre Bestände samt pharmazeutischem Personal unterbringen lassen. Ganze Tätigkeitsfelder - von der Auftragsannahme über die Retourenbearbeitung bis hin zur Verpackung und Konfektionierung - werden auf diese Weise ausgelagert.
Nicht immer sind alle Produkte überall vorrätig; für Kühlware etwa gibt es spezielle Standorte. Die Auslieferung erfolgt dann über so genannte Hubs, das sind Knotenpunkte im Liefernetz der Logistikpartner. Nicht selten entscheidet die Infrastruktur der Dienstleister, welcher Patient welches Medikament aus welchem Teil des Landes bekommt.
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