In Deutschland müssen Patienten nicht immer von Apotheke zu Apotheke wandern, um das billigste Medikament zu finden. In den USA sieht die Sache ganz anders aus: Dort sind Arzneimittelpreise nahezu ungeregelt. Preisvergleichsportale wie „Blink“ lotsen Verbraucher in bestimmte Apotheken.
Die kostenlose App „Blink“ sucht seit Februar für Patienten in den USA das billigste verschreibungspflichtige Medikament und verspricht Ersparnisse von bis zu 85 Prozent. Die Applikation des Unternehmens Blink Health wurde Anfang Februar freigeschaltet, bislang 10.000-mal heruntergeladen und wühlt seitdem den 400 Milliarden schweren Generikamarkt auf.
Und so funktioniert das Preisvergleichstool: Nachdem der Patient beim Arzt war, sucht er online in der Blink-Datenbank nach dem günstigsten Medikament. Er wählt anschließend Form, Dosis und Menge aus und zahlt bei Blink voraus. Mit dem Rechnungsbeleg und dem Rezept holt der Patient dann das Arzneimittel bei der Apotheke ab. Fast alle 65.000 Apotheken akzeptieren mittlerweile die Anwendungssoftware, darunter große Apothekenketten wie Walmart, Walgreens, CVS, Rite Aid, Duane Reade sowie viele unabhängige Apotheken.
In der Datenbank kostet die Hälfte der gelisteten Produkte zehn Dollar oder weniger – meist wird der Patient auf ein Generikum umgestellt, für das es einen zusätzlichen Rabatt gibt, den der Betreiber mit dem Hersteller ausgehandelt hat. Den Zahlungsbeleg gibt es für das Smartphone, als Nachricht für ältere Handys oder zum Ausdruck am Computer zu Hause. Zu jedem in der Suche gewählten Medikament erhält der Verbraucher Informationen über die Einnahme des Medikaments, Nebenwirkungen, Lagerung, Vorsichtsmaßnahmen und möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Im Übrigen werden gekaufte Arzneimittel für Neubestellungen in einem Nutzerkonto gespeichert; per SMS wird der Kunde an das nächste Rezept erinnert.
Profitieren soll nicht nur der Versicherte, sondern auch die Versicherung. Hinter Blink Health steht daher neben den Hedgefonds Eight Partners und Burch Creative Capital der Pharmacy Benefit Manager (PBM) MedImpact. PBM schließen Verträge mit Apotheken ab, handeln Rabatte mit Pharmaherstellern aus, verarbeiten Rezeptanfragen für Versicherungen, bezahlen verschreibungspflichtige Medikamente und betreiben teilweise sogar Versandapotheken. PBM erwirtschaften Gewinne, indem sie von ihren Kunden Servicegebühren für diese Dienstleistungen verlangen. Die „Top 3“ – Express Scripts, CVS und SXC – verwalten mittlerweile rund 20 Prozent der fast vier Milliarden ärztlich ausgestellten Verschreibungen im Jahr.
Obwohl Blink an Patienten mit und ohne Versicherung interessiert ist, werden nicht alle Zuzahlungen für Medikamente übernommen. Der Selbstbeteiligungsbetrag hängt nämlich von der jeweiligen Versicherungsart ab. Menschen, die Blink nutzen wollen, müssen im vornherein diese Frage mit der Versicherung klären. Die Apotheken wiederum werden von MedImpact vergütet.
Die Branche der Vergleichsportale für die günstigsten Arzneimittel hat sich in den vergangenen Jahren rasant konsolidiert. Ähnliche Dienste in den USA liefert die Seite „WeRx.org“ zweier Optikerbrüder, die ebenfalls als iOS- und Android-kompatible App verwendet werden kann. Weitere Rx-Preisvergleichsportale sind „Good Rx“, „Lowest Med“ und „Mobile Rx Card“. Einen Katalog mit mehreren Tausend eingetragenen Generika bietet „RxRevu“ an. Arbeitgeber finden auch mit „OrationRx“ die günstigen Arzneimittel für ihre Angestellten. Die meisten US-Bürger sind über ihren Arbeitgeber krankenversichert.
APOTHEKE ADHOC Debatte