Italien

Verbandspräsident im Hungerstreik

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Berlin -

Die Situation der italienischen Apotheken verschlechtert sich: In der Region Kampanien um die Stadt Neapel bezahlen die staatlichen Gesundheitsdienste die Apotheker seit sechs Monaten nicht mehr. In den Kassen der Pharmazeuten fehlen laut Apothekerverband 300 Millionen Euro. Der Präsident des kampanischen Apothekerverbandes, Michele Di Iorio, ist daher seit fünf Tagen im Hungerstreik: „Außer Wasser und drei Cappuccini am Tag gibt es für mich derzeit nichts anderes“, so der Protestler.

 

Die Apotheker Neapels kennen die Geldknappheit der Gesundheitsdienste bereits: 2010 hatten die 770 Apotheken der Stadt keine Kassenrezepte mehr akzeptiert, weil der Staat seine Rechnungen monatelang nicht beglichen hatte. Auch jetzt stehen die Gesundheitsdienste wieder mit über 390.000 Euro pro Apotheke in der Kreide.

Anfangs hatten sich die Pharmazeuten Geld geliehen, um die Großhändler und Hersteller zu bezahlen. „Die Banken leihen uns aber inzwischen kein Geld mehr“, sagt Di Iorio. Mittlerweile müssten immer mehr Apotheker Mitarbeiter entlassen. „Allein in der vergangenen Woche hat es in Neapel 23 Kündigungen gegeben“, so der Verbandspräsident.

 

 

Di Iorio fordert die Politik daher zum Handeln auf. Weil sich der Präsident Kampaniens, Stefano Caldoro, bislang nicht bei ihm gemeldet habe, wolle er auch seinen Hungerstreik weiterführen: „Ich habe bis jetzt zwei Kilo verloren, ich will mindestens bis Donnerstag weitermachen.“ Auf die Frage, wie es ihm körperlich geht antwortet Di Iorio: „Ich habe schon bessere Zeiten erlebt.“

In Italien ist der Hungerstreik kein seltenes Widerstandsmittel: Aus Protest gegen die Ausgliederung von mehr als 220 verschreibungspflichtigen, nicht erstattungsfähigen Medikamenten aus der Apothekenpflicht war ein Apotheker aus dem norditalienischen Udine Ende des vergangenen Jahres in den Hungerstreik getreten – und in seine Apotheke gezogen.

In Rom hatten die Proteste aber wenig Wirkung gezeigt: Erst vor etwa zwei Wochen hat die italienische Regierung den Sonderabschlag, den die Apotheker dem Staat gewähren müssen, auf nun 3,65 Prozent verdoppelt.

 

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