Vatikan-Apotheke: Myrrhe statt Moschus APOTHEKE ADHOC, 01.09.2018 08:29 Uhr
Dufte Kundenbindung in der Vatikan-Apotheke: Die päpstliche Apotheke befindet sich in einem großen Projekt der Umstrukturierung. Ziel sei es, den Kunden einen umfassenden Service zu bieten, wird der Leiter der Apotheke, Thomas Binish Mulackal, in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ zitiert. In diesem Rahmen erweitert die Apotheke ihr Portfolio um vier biblische Parfüms.
Pilger und Touristen können Kästchen mit vier Ampullen erwerben. Diese tragen die römischen Ziffern MMXVII (2018) und haben einen besonderen Duft. Parfüms mit den Namen Myrrhe, Weihrauch, Gold und Rosa Mistica werden von den Ordensbrüdern in der Abtei Fatebenefratelli – der Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder – in Rom hergestellt.
Weihrauch und Myrrhe stehen seit der Antike für die Verehrung Gottes und sind mit Gold die symbolhaften Geschenke zur Geburt des Jesuskindes. Die geheimnisvolle Rose „Rosa Mistica“ wird für das Bild der Jungfrau Maria verwendet. Die Düfte orientieren sich an Pflanzen aus dem mediterranen Raum.
Die Vatikan-Apotheke versorgt nach eigenen Angaben 2000 bis 2500 Kunden pro Tag. Etwa die Hälfte sind Vatikanmitarbeiter und deren Angehörige. Aber auch Nichtbedienstete können in der Apotheke beraten werden, dazu muss am Eingang ein Ausweisdokument sowie ein gültiges Rezept vorgezeigt werden. Nur dann kommt man an den Schweizergardisten vorbei. Die Apotheke verfügt über ein Sortiment von etwa 42.000 Produkten, deren Einkauf mehrwertsteuerfrei ist. Erhältlich sind nicht nur italienische Arzneimittel, sondern aufgrund der Eigenständigkeit auch ausländische Präparate.
Gegründet wurde die Apotheke 1874 von Bruder Eusebio Ludvig Fronmen, dem vormaligen Direktor der Apotheke im Krankenhaus San Giovanni di Dio auf der Tiberinsel. Die Apotheke befindet sich heute im Belvedere-Palast. Die Leitung obliegt Ordensbrüdern. Geöffnet ist im Winter bis 18 Uhr und im Sommer bis 15 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ist die Apotheke geschlossen. Im vergangenen Jahr machte die Apotheke von sich reden, als sie in das Versandgeschäft einsteigen wollte.
Parfüms zählen auch zum Sortiment deutscher Apotheken. Nach Zahlen von Iqvia entfällt ein Umsatz von knapp unter 4 Millionen Euro auf Düfte. Ein großer Anbieter in der Apotheke ist Roger & Gallet. Die Marke geht auf die beiden Schwager Armand Roger und Charles Gallet – beides Pharmazeuten – zurück, die die Firma 1862 in Paris gründeten. Die Originalrezeptur wiederum geht auf den Apotheker Jean-Marie Farina zurück. Die Düfte sollen eine aromakologische Wirkung haben und etwa energetisierend oder glücksspendend sein. Heute gehören die Produkte zu L’Oréal. Vertrieben werden knapp 20 verschiedene Düfte, die auch in Parfümerien verkauft werden. Darunter sind zwei Eau de Parfums, deren Konzentration an Duftölen zwischen 8 und 15 Prozent und damit am zweithöchsten hinter Parfums liegt.
Auch der französische Kosmetikhersteller Nuxe setzt auf Düfte. Vor zwei Jahren kam hierzulande mit „Nuxe Body“ das erste Spray auf den Markt. Auf dem Heimatmarkt wurden Düfte bereits 2013 eingeführt. Erst vor Kurzem wurden die Düfte Nuxe Eau De Parfum Le Soir Des Possibles und Nuxe Le Matin Des Possibles eingeführt.