Die österreichische Versandapotheke Vamida fusioniert mit dem Wettbewerber Apobag. Vamida ist damit nach der niederländischen Shop-Apotheke der größte Anbieter für den österreichischen Markt. Apobag-Inhaber Sigismund Mittelbach bleibt als Gesellschafter an Bord.
Vamida wurde 2012 von den Unternehmern Marco Vitula, Martin Wallner, Fred Kranich und Dr. Johann Hansmann gegründet. Die Versandapotheke zählt rund 200.000 Kunden und bietet rund 8500 Produkte an. Vamida betreibt im tschechischen Brünn die Apotheke Lékárna U Posty, von der aus die bestellten Produkte verschickt werden. Pro Werktag verlassen bis zu 900 Pakete und rund 3000 österreichische Arzneimittel und Apothekenprodukte das Lager. Der Shop wird von Wien aus betreut.
Apobag ging nach der Liberalisierung des OTC-Versandhandels im Jahr 2015 als Online-Shop der Wiener Maria Lourdes Apotheke an den Start. Inhaber ist seit 1984 Mittelbach. Der Apotheker gründete 1977 zudem den Großhändler Pharmosan. „Der gesamte Apothekenmarkt befindet sich in einem radikalen Umbruch, welcher durch innovative und digitale Jungunternehmen heute stark mitbeeinflusst wird“, sagt Mittelbach. Die Wiener Apothekerfamilie investierte zudem einen hohen sechsstelligen Betrag in Vamida.
Die Marke Apobag bleibt bestehen: Das Portal wird von Vamida weiter betrieben. Mit einem Sortiment von rund 3000 Apothekenprodukten und rund 50.000 Kunden habe sich Apobag als schnelle und zuverlässige Versandapotheke einen Namen gemacht. „Wir sehen, dass der Medikamentenversand für den Konsumenten deutliche Vorteile bringt, auf die wir auch als Großhändler eingehen müssen und eingehen werden. Aus diesem Grund ergibt die Partnerschaft für beide Seiten absolut Sinn“, sagt Pharmosan-Geschäftsführer und Apobag-Mitgründer Thomas Mittelbach.
Vamida kommt nach der Übernahme auf Platz 2 und zählt insgesamt rund 2,2 Millionen Besucher. „Wir konnten eine traditionelle österreichische Apothekerfamilie mit jahrzehntelanger Erfahrung im Pharma-Großhandel als Partner gewinnen“, sagt Vamida-Geschäftsführer Vitula. Die Firma ist mit weiteren österreichischen Versendern wegen Partnerschaften im Gespräch. Ein weiteres Ziel sei die Expansion in weitere europäische Märkte. „Der Fokus liegt nicht auf Deutschland.“ Bestellen können aktuell Kunden aus Österreich und Deutschland, tschechische Patienten können die Vor-Ort-Apotheke nutzen. Zudem soll in die Zustellgeschwindigkeit, das Produktangebot und die Benutzerfreundlichkeit des Webshops investiert werden.
In Österreich wird das Versandgeschäft laut einer Erhebung der Marketingagentur Dr. Kaske deutlich von der niederländischen Shop-Apotheke mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent dominiert. Der Versender kommt in Österreich auf jährliche Besucherzahlen von rund 9,9 Millionen. Der drittgrößte Anbieter im Markt kommt aus Deutschland: Apotheke.at wird von der Apotheke im Paunsdorf Center von Kirsten Fritsch (Apo-Discounter) betrieben und zählt knapp 2 Millionen Besucher. Dahinter rangieren Apo-Rot (1,7 Millionen), Zur Rose (790.000), Servus-Apotheke (420.000) und Mycare (140.000).
Österreichische Apotheken dürfen seit Mitte 2015 rezeptfreie Arzneimittel über das Internet verkaufen. Der Wettbewerb insbesondere mit ausländischen Anbietern ist wegen des erst späten Markteintritts hart. „Eine frühe Konsolidierung der österreichischen Shops ist der einzige Weg, um gegen die riesigen Nachbarn bestehen zu können“, sagt Geschäftsführer Fabian Kaske. Weitere Übernahmen seien zu erwarten. Die Liste der laut Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen in Österreich registrierten Versandapotheken ist überschaubar. Aktuell sind dort etwa 50 Versender vermerkt. Landesweit gibt es rund 1360 Vor-Ort-Apotheken.
Die österreichische Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS) untersuchte im vergangenen Jahr zwölf der meistbesuchten Versand-Apotheken. Apobag landete vor Medistore (Stern Apotheke, Wien), Valsona (Veit Rothlauer Apotheke, Graz) und Servus-Apotheke. (St. Martin Apotheke, Wien) auf Platz 1. Die deutschen Anbieter Mycare und Apo-Rot rangierten dahinter. Vamida belegte Platz 7 vor der niederländischen Shop-Apotheke, Apothekenbote und Zur Rose. Im Mittelpunkt der Studie standen die Preise und Konditionen sowie die Benutzerfreundlichkeit der Websites.
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