Oregon plant rezeptfreie Anti-Baby-Pille APOTHEKE ADHOC, 09.06.2015 14:05 Uhr
Oregon könnte nach Kalifornien der zweite amerikanische Bundesstaat werden, in dem die Anti-Baby-Pille rezeptfrei wird. Einen entsprechenden Vorstoß hat ausgerechnet ein republikanischer Abgeordneter gestartet. Und er hat Chancen auf Erfolg, weil sich in dem liberalen Bundesstaat Republikaner und Demokraten beim Thema Empfängnisschutz ausnahmsweise einig sind.
Das Repräsentantenhaus von Oregon stimmte in der vergangenen Woche einem Gesetz zu, das Apothekern erlauben würde, die Kontrazeptiva ohne Rezept abzugeben. Der Senat muss dem allerdings noch zustimmen.
Die Gesetzesinitiative in Oregon stammt von dem Republikaner Knute Buehler – einem Arzt. Er will auch erreichen, dass schon unter 18-Jährige die Pille bekommen, sofern sie sie zuvor mindestens einmal von ihrem Frauenarzt verschrieben bekommen haben. Aus seiner Sicht ist das die wichtigste Änderung. Sein Vorhaben bezeichnete Buehler als „die bedeutendste Ausweitung des Zugangs zur Empfängnisverhütung in diesem Land seit Jahren“.
Laut eigener Aussage hat Buehler bei seiner Initiative zur Dauermedikation die Krankenversicherer auf seiner Seite. Auch die Apothekervertreter stehen demnach hinter ihm. Ein Expertengremium hatte sich bereits 2012 für die Rezeptfreiheit ausgesprochen. Damit könne die Zahl ungewollter Schwangerschaften um bis zu ein Viertel verringert werden. Das Gesetz zur Verschreibungsfreiheit könnte bereits 2016 in Kraft treten.
Der Senat zeigte sich in einem anderen Fall bereits liberal: Nur einen Tag nach der Verabschiedung des Gesetzentwurfs im Repräsentantenhaus stimmte er einem Gesetz zu, das es Frauen ermöglicht, sich mit nur einem Rezept und einem Apotheken-Besuch den gesamten Jahresbedarf der Pille zu besorgen. Damit das Gesetz zur Dauermedikation in Kraft treten kann, fehlt nur noch die Unterschrift der demokratischen Gouverneurin Kate Brown.
Befürworter der Freigabe sprechen vor allem bei der Senatsentscheidung von einem „ungewöhnlichen Vorgang“. Kein anderer amerikanischer Bundesstaat habe eine solch weitreichende Regelung.
In Kalifornien trat zwar bereits 2013 ein Gesetz in Kraft, das die rezeptfreie Abgabe der Anti-Baby-Pille ermöglicht. Allerdings ist der Bundesstaat derzeit noch mit der Umsetzung beschäftigt. Das Gesetz in Oregons südlichem Nachbarstaat sieht zusätzliche Aufsicht und Schulung für das Apotheken-Personal vor.
In nur sieben Bundesstaaten sind Apotheker bislang verpflichtet, die Pille auf Rezept herauszugeben – Oregon befindet sich nicht darunter. Im Rest des Landes gibt es Ausnahmen für Apotheker aus ethischen, moralischen oder religiösen Gründen.