Arzneimittelpreise

4 Millionen US-Bürger: Medikamente als Luxus

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Berlin -

28 Millionen US-Bürger haben im Laufe der letzten zwölf Monate tiefer in die Tasche greifen müssen, um ihre rezeptpflichtigen Medikamente zu bezahlen. Für vier Millionen Menschen seien die Kosten so unerschwinglich geworden, dass sie die Apotheke ohne Medikament verließen, berichtet NBC News unter Berufung auf die Verbraucherorganisation „Consumer Reports“.

„Wir nähern uns der kritischen Marke, was sich Amerikaner überhaupt noch an Medikamenten leisten können, und das ist beängstigend“, schreibt Consumer Reports. „So weit wir das beurteilen können, ist kein Ende der Preisspirale in Sicht. Die Firmen können verlangen, was immer sie wollen.“

An der Preisschraube drehen sowohl die Pharmafirmen als auch die Krankenversicherungen mit. Zwischen ihnen sind die Pharmacy Benefit Manager (PBM) geschaltet. Sie handeln im Auftrag der Krankenversicherungen die Preise mit Arzneimittelherstellern und Apotheken aus. Das geschehe in Hinterzimmern fernab der Öffentlichkeit, meint Consumers Report. So funktioniere das Prinzip: Die Pharmafirmen setzten einen Preis für ihre Medikamente fest. Der liege üblicherweise viel zu hoch. Im nächsten Schritt verhandele der PBM mit Pharmafirmen, Krankenversicherungsträgern und Apotheken jeweils separat.

Das beste Angebot entscheide. „Darum wird ein Medikament zur Senkung des Cholesterinspiegels zu 80 Prozent von einer Krankenversicherung übernommen, ein anderes, das exakt die selbe Wirkung hat, vielleicht aber nur zu 20 Prozent“, erklärt der Sender NBC. „Oder ein und das selbe Medikament kostet in einer Apothekenkette doppelt so viel wie in einer anderen. In beiden Fällen hängt das vom Deal ab, den der jeweilige PBM ausgehandelt hat.“

Der Kunde habe bei diesem Kuhhandel häufig das Nachsehen, sagt Consumer Reports. „Jeder macht den anderen für die hohen Preise verantwortlich. Die Hersteller sagen, zur Kompensation der Deals mit den PBM seien sie zur Erhöhung der Preise gezwungen. Die PBM sagen, sie müssten solche Deals gar nicht abschließen, wenn die Medikamentenpreise von Vornherein niedriger wären. Die Krankenversicherungen sagen, wer auch immer verantwortlich sei, sei egal, die Preise seien zu hoch.“

Es gebe nur zwei Lösungen für dieses Dilemma, meint Consumer Reports. „Um den Ladenpreis für Medikamente zu senken, muss entweder die Regierung eingreifen. Oder der Markt selbst muss die Preise senken.“ Im Wahlkampf waren sich beide Präsidentschaftskandidaten, Donald Trump wie Hillary Clinton, darüber einig, dass die Preise für Rx-Medikamente zu hoch seien. Gefordert sind jetzt die beiden von Trumps Republikanern dominierten Kammern des Parlaments.

Zusätzliche Belastungen drohen den Patienten von der geplanten Abschaffung von Obamacare. Ende Mai hatte der Versuch von Trump, die Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama zu ersetzen, zunächst einen Rückschlag erlitten. Die parlamentarische Prüfbehörde CBO erklärte, der zur Debatte stehende und vom Repräsentantenhaus bereits angenommene Vorschlag würde bis zum Jahr 2026 rund 23 Millionen Amerikanern die Krankenversicherung kosten. Vor allem auf Menschen mit Vorerkrankungen könnten erhebliche Mehrkosten zukommen. Im Senat, der die Reform noch beschließen muss, hatten bereits mehrere republikanische Senatoren schon vor der CBO-Stellungnahme erklärt, das Gesetzespaket müsse völlig neu beraten werden.

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