Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat einem neuen Medikament gegen Hepatitis C die Zulassung erteilt: Mit Zepatier (Grazoprevir/Elbasvir) steigt Merck in den lukrativen Markt ein. Gegen Platzhirsch Gilead will der US-Konzern auch über den Preis punkten.
In den USA sorgt Zepatier bereits für Furore: Merck bietet sein neues Medikament für 54.600 Dollar an und unterbietet damit den Listenpreis des bisherigen Marktführers Sovaldi deutlich: Für die 12-wöchige Behandlung mit dem Medikament von Gilead musste in den USA der Einstiegspreis von 84.000 US-Dollar gezahlt werden. Für die Kombination von Sofobusvir mit Ledipasvir, die Gilead unter dem Namen Harvoni vertreibt, wurden bei Markteinführung gar 94.500 Dollar fällig. Mittlerweile versucht Gilead, seine Marktführerschaft zu halten und verhandelt mit Kostenträgern in den USA über Rabatte. Laut Aussage des neuen Konkurrenten Merck sind Sovaldi und Harvoni inzwischen zu ähnlichen Preisen erhältlich wie Zepatier.
Nach Ansicht von Merck ist Zepatier den Vorgängerprodukten nicht nur im Preis, sondern auch pharmakologisch überlegen: Anders als Sovaldi richtet sich das Medikament von Merck nämlich nicht nur gegen den Genotyp 1, sondern auch gegen die Typen 3, 4 und 6.
Die Inhaltsstoffe sind direkt antiviral wirkende Substanzen: Grazoprevir hemmt die Proteasen NS3 und NS4A. Elbasvir interagiert mit dem Replikationskomplex NS5A des Virus. Als Fixkombination soll das Produkt einmal täglich eingenommen werden. In Europa erwartet MSD Sharp & Dohme die Zulassung im Laufe des Jahres.
Vor der Einführung von Sovaldi hatten sich Patienten mit Hepatitis C bis zu 18 Monate mit dem Wirkstoff Ribavirin und dem Hormon Interferon behandeln lassen müssen. Vor allem die Nebenwirkungen machten die Behandlung für die Patienten beschwerlich, eine Erfolgsgarantie gab es nicht.
Auch andere Konzerne haben bereits Mittel gegen Hepatitis C auf den Markt gebracht: AbbVie vertreibt die Dreier-Kombination Viekirax (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir), Janssen Olysio (Simeprevir). Letzteres ist allerdings nur in Kombination mit anderen Hepatitis C-Medikamenten zugelassen.
Der Markteintritt von Sovaldi war einer der Gründe, warum die Arzneimittelkosten auch in Deutschland stark gestiegen waren. Im ersten Jahr nach Zulassung hatte Gilead in Deutschland für eine einzige Tablette mehr als 700 Euro verlangt, für einen Therapiezyklus knapp 60.000 Euro. Die Krankenkassen hatten deshalb vor Milliardenkosten durch das Medikament gewarnt. Mit der letzten Preissenkung im Februar liegt der derzeitige Erstattungspreis bei knapp 13.700 Euro.
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