Kenneth Frazier, Vorstandsvorsitzender des US-Pharmaunternehmens MSD Sharpe & Dome, verlässt ein Beratergremium von US-Präsident Donald Trump. Er habe „eine Verantwortung, Stellung gegen Gewalt und Extremismus zu beziehen“. Trumps Twitter-Antwort folgte auf dem Fuße.
Fraziers Schritt ist eine Reaktion auf die Gewalt in Charlottesville. Ultrarechte, rechtsextreme und neonazistische Gruppen hatten sich am vergangenen Samstag in der 40.000-Einwohnerstadt im Bundesstaat Virginia zu einem „proweißen“ Aufmarsch zusammengefunden. Teilnehmer der Kundgebung lieferten sich schwere Schlägereien mit Teilnehmern einer Protestdemo. Ein Mann fuhr offenbar in voller Absicht mit seinem Auto in eine Gruppe von Demonstranten, tötete eine 32-jährige Frau und verletzte 19 weitere Menschen.
Unter den Teilnehmern der rechten Kundgebung fanden sich Mitglieder des Ku-Klux-Klans und der Alt Right-Bewegung. Sie hatte den republikanischen Präsidentschaftskandidaten 2016 offen unterstützt. Trump mochte sich nie explizit von seinen ultrarechten Fans distanzieren und vermied das auch in seiner Stellungnahme zu den Ausschreitungen vom Wochenende. Er verurteilte den „unerhörten Ausbruch von Hass, Fanatismus und Gewalt“, sprach aber pauschal von „Gewalt auf vielen Seiten“. Deutlicher wurde Tochter Ivanka: „In unserer Gesellschaft sollte es keinen Platz geben für Rassismus, weiße Herrschaftsansprüche und Neonazis.“
„Die Führer der USA müssen unsere fundamentalen Werte bewahren, indem sie sich klar gegen jegliche Ausprägungen von Hass, Bigotterie und Überlegenheitsgelüsten einer Gruppe positionieren, die dem amerikanischen Ideal, dass alle Menschen gleich sind, zuwiderlaufen“, schrieb Pharmachef Frazier in seiner Stellungnahme. Weniger als eine Stunde brauchte der US-Präsident für seine Twitter-Replik: Jetzt wo Frazier nicht mehr seinem Beratergremium angehöre, „wird er mehr Zeit haben, um die WUCHERMEDIKAMENTENPREISE ZU SENKEN!“
Kenneth Frazier hatte gemeinsam mit weiteren Spitzenkräften der Pharmaindustrie an mindestens drei Spitzengesprächen im Weißen Haus teilgenommen. Kurz nach Trumps Amtsantritt trat er gemeinsam mit 27 weiteren Konzernchefs dem „Manufacturing Council“ bei, das den regelmäßigen Austausch zwischen namhaften Herstellern und der US-Regierung sicherstellen sollte. Zu den Großkonzernen zählen auch der Pharmahersteller Johnson & Johnson, dazu General Electric, Intel oder Boeing. Die Spitzenmanager von Disney und Tesla verließen das Gremium im Juni aus Protest gegen den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen.
In den USA tritt Fraziers Unternehmen als Merck & Co auf. Um Verwechslungen mit dem deutschen Arzneimittelhersteller Merck zu vermeiden, hat die US-Firma hierzulande den Namen MSD Sharp & Dohme angenommen. Im Jahr 1955 hatten die beiden Konzerne eine Vereinbarung geschlossen, der deutsche Konzern durfte den Namen fortan weltweit mit Ausnahme der USA und Kanada verwenden. Im Heimatmarkt des Konkurrenten ist Merck als „EMD“ (Emanuel Merck Deutschland) bekannt. 1970 wurde die Vereinbarung aktualisiert. Diesen Status will die deutsche Merck bewahren.
Der US-Konzern reichte 2016 in New Jersey eine Klage wegen missbräuchlicher Namensnutzung in New Jersey ein. So solle verhindert werden, dass die deutsche Merck in den USA unter dem Namen Merck auftrete. Damit gingen die US-Amerikaner gegen eine Entscheidung des britischen High Court of Justice vor. Die Richter befanden, die alleinige Verwendung des Namens „Merck“ in Druckerzeugnissen und digitalen Medien durch die US-Firma sei eine Vertragsverletzung gegenüber den deutschen Kollegen.
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