Naloxon ohne Rezept APOTHEKE ADHOC, 12.10.2015 10:31 Uhr
Jedes Jahr sterben mehr als 44.000 Menschen in den USA an einer versehentlichen Überdosis an Arzneimitteln, die meisten Todesfälle werden durch Opioide hervorgerufen. Die Apothekenkette CVS will dagegen vorgehen und bietet den eigentlich verschreibungspflichtigen Antagonisten Naloxon nun ohne Rezept an. In 14 Bundesstaaten wurde die Rezeptpflicht inzwischen aufgehoben.
Schon länger ist Naloxon ohne ärztliche Verschreibung in CVS-Filialen in Rhode Island und Massachusetts zu bekommen, jetzt kamen noch Arkansas, Kalifornien, Minnesota, Mississippi, Montana, New Jersey, North Dakota, Pennsylvania, South Carolina, Tennessee, Utah und Wisconsin hinzu. Mit der Verbreitung des Arzneimittels, das die Auswirkungen einer Überdosis Heroin oder Methadon aufhebt, soll die Todesfallrate deutlich sinken.
Naloxon ist als Nasenspray oder Injektion erhältlich und auch als Narcan oder Narcanti bekannt. Bei einer Opioid-Überdosierung kann die Atmung verlangsamt werden oder sogar ganz aussetzen. Naloxon hilft, bei einer Atemdepression oder bei Atemstillstand die Aufwachphase zu beschleunigen und die Atemdepression aufzuheben. Die erweiterte Verfügbarkeit und der leichtere Zugang könnten hunderte Leben retten, argumentiert die Kette.
In den USA ist es im Rahmen eines „Collaborative Practice Agreements“ (CPA), bei dem Ärzte und Apotheker kooperieren, möglich, dass die Rezeptpflicht für bestimmte Wirkstoffe unter bestimmten Bedingungen aufgehoben wird. Das gilt beispielsweise für Diabetes-Mittel und bei der Drogeriemarktkette nun auch für Naloxon. Den Antagonisten gibt es bereits auch teilweise bei Walgreens und anderen Ketten ohne Rezept.
„Naloxon ist ein sicheres und wirksames Gegenmittel bei einer Opioid-Überdosis. Durch den flächendeckenderen rezeptfreien Zugang zu diesem Medikament in unseren Apotheken können wir helfen, Leben zu retten“, so ein CVS-Sprecher. Die Kette mit 7800 Filialen will die Rezeptpflicht für das Mittel auch in weiteren Staaten aufheben. Die Selbstmedikation sei unbedenklich, da man weder abhängig werden könne, noch Schaden nehme, wenn es ohne eigentlichen Notfall angewendet werde, so das Argument.
Vor allem in New Jersey könnte die Änderung starke Auswirkungen haben, hier ist die Todesrate bei Heroin-Überdosen dreimal so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Seit 2013 wird der Drogenbesitz nicht mehr geahndet, wenn man bei einer Überdosis den Notruf alarmiert. Neben Sanitätern ist es inzwischen auch Polizisten erlaubt, Naloxon mit sich zu führen. Sind sie vor den Rettungskräften vor Ort, können sie den Antagonisten in New Jersey und 27 weiteren Staaten anwenden.