Im Fall verunreinigter Sterilrezepturen wurden die Verantwortlichen angeklagt und insgesamt 18 Millionen US-Dollar beschlagnahmt. Damals waren 750 Patienten in 20 US-Staaten an Meningitis, Rücken- oder Gelenkinfektionen erkrankt, nachdem der Herstellbetrieb New England Compounding Center (NECC) eine verunreinigte Methylprednisolon-Injektionslösung in Verkehr gebracht hatte. Mindestens 64 Menschen starben.
Bei Untersuchungen nach dem Ausbruch wurden zahlreiche mögliche Kontaminationsquellen ausgemacht, darunter stehendes Wasser, Schimmel und verschmutztes Equipment. US-Medienberichten zufolge hatten Mitarbeiter abgelaufene Zutaten benutzt und nicht ausreichend sterilisiert, Medikamente nicht auf Reinheit geprüft und Protokolle gefälscht. Sie sollen Chargen mit falschen Aufschriften deklariert haben, wenn dieses abgelaufen waren oder nie getestet wurden. Anschließen wurden die Arzneimittel verschickt.
Nachdem hunderte Opfer klagten, meldete das Unternehmen bereits im Dezember 2012 Insolvenz an. Carla und Douglas Conigliaro, die das Unternehmen 1998 gegründet hatten, sollen danach 33 Millionen Dollar auf acht verschiedene Konten verteilt haben, so die New York Times. Wie verschiedene Medien berichten, wurden nun Gelder des NECC beschlagnahmt.
Zudem wurden bereits im Dezember insgesamt 14 frühere Eigentümer und Angestellte des Herstellbetriebs in 131 Punkten angeklagt. Chefapotheker Barry J. Cadden, Schwager von Conigliaro, und der Approbierte Glenn Chinein wurden wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz angeklagt. Ihnen werde vorgeworfen, wissentlich Medikamente ausgeliefert zu haben, die mit Pilzen kontaminiert waren. Die anderen Beteiligten seien wegen Betrugs und zwischenstaatlichem Verkauf unreiner Drogen angeklagt.
Staatsanwältin Carmen Ortiz sagte den Medienberichten zufolge, die Apotheke habe wissentlich hygienische Standards nicht eingehalten. „Produktion und Profit wurden über die Sicherheit gestellt.“ Caddens Anwalt kritisierte dagegen, dass ein „tragischer Unfall“ in ein Verbrechen verdreht werde. „Bis heute wissen wir nicht, wie die einzelnen Fläschchen kontaminiert wurden“, so der Anwalt laut New York Times. „Wir wissen nicht, warum sie kontaminiert wurden. Und wir wissen nicht, wer die Verschmutzung verursacht hat. Nicht jeder Unfall, und nicht jede Tragödie wird durch kriminelles Verhalten verursacht.“ Cadden habe nie die Absicht gehabt, jemanden zu schädigen.
Das NECC war eine sogenannte Compounding Pharmacy. Solche Herstellbetriebe dürfen bestimmte Formulierungen patientenindividuell anfertigen. Zwar müssen sie sich bei der FDA registrieren, jedoch unterliegen sie nicht den strengen Regelungen, die für Arzneimittelhersteller gelten. Im Laufe der Jahre wuchsen die Unternehmen zu Massenherstellern, praktisch unreguliert von den Behörden. Auch das NECC hatte nicht nur patientenindividuelle Rezepturen hergestellt, sondern Medikamente für die breite Anwendung.
Schon 2004 beanstandeten Behörden Missstände bei der Herstellung von Methylprednisolon im NECC. 2006 hatte die Apotheke zugestimmt, Inspektionen durchzuführen und Missstände zu beseitigen. Infolge des Ausbruchs von 2012 werden die Bestimmungen für Herstellbetriebe geändert. Der Senat beschäftigt sich derzeit mit dem sogenannten Drug Quality and Security Act, der im September 2013 das Repräsentantenhaus passierte. Das Gesetz würde der FDA mehr Autorität über die Compounding Pharmacies geben.
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