Schmiergeld-Prozess: Heimversorger kauft sich frei APOTHEKE ADHOC, 16.10.2015 13:44 Uhr
In den USA werden immer wieder Schmiergeld-Skandale aufgedeckt, dieses Mal betrifft es Pharmerica. Dem Heimversorger wurde vorgeworfen, Geld von Abbott bekommen zu haben und für ein bestimmtes Medikament des Herstellers bei seinen Kunden geworben zu haben. Mit einem Vergleich einigte sich das Unternehmen aus Louisville, Kentucky, mit dem US-Justizministerium auf eine Strafzahlung von rund 9,3 Millionen US-Dollar.
Pharmerica habe Ärzten in den Pflegeheimen empfohlen, das Antiepileptikum Depakote (Divalproex) zu verschreiben. Die Schmiergelder seien als Rabatte, Fördergelder und als andere finanziell unterstützende Leistungen getarnt worden.
Etwa 6,8 Millionen Dollar zahlt der Heimversorger im Rahmen des Vergleichs an den Staat, die restlichen rund 2,5 Millionen Dollar sollen an Medicaid fließen, das staatliche Versicherungsprogramm für Geringverdienern.
„Ältere Pflegeheimbewohner mit Demenz haben wenig Kontrolle über ihre Medikamente“, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Damit seien sie abhängig von der unvoreingenommenen Beurteilung durch das Gesundheitspersonal. „Schmiergelder an Unternehmen, die dann Empfehlungen aussprechen, gefährden die Unabhängigkeit und untergraben ihre Rolle beim Schutz der Heimbewohner, keine nutzlosen Medikamente einzunehmen.“
Abbott stand wegen der Vermarktung von Depakote bereits 2012 in der Kritik. Der Hersteller hat sich daraufhin im Rahmen eines Vergleichs zu einer Zahlung von 1,5 Milliarden Dollar verpflichtet. Schon damals ging es um Schmiergeldzahlungen, die von dem Hersteller an Heimversorger geflossen sein sollen, darunter Pharmerica.
Pharmerica ist mit 2,11 Milliarden Dollar Jahresumsatz die Nummer 2 unter den Heimversorgern in den USA. Zuletzt hatte es Schlagzeilen gegeben, wonach der Branchenprimus Omnicare eine Übernahme von Pharmerica plante. 440 Millionen Dollar wollte die Tochter des Kettenkonzerns CVS/Caremark dafür ausgeben.
Die Wettbewerbsbehörde FTC hatte jedoch Bedenken, dass Omnicare dadurch seine marktbeherrschende Stellung weiter ausbauen könnte. Der Versuch der Übernahme scheiterte daher.