Tausende Filialen schließen

USA: Kahlschlag bei Apothekenketten Patrick Hollstein, 21.11.2024 13:40 Uhr

In den USA stehen die großen Apothekenketten unter Druck. Foto: CVS
Berlin - 

In den USA haben die großen Apothekenketten damit begonnen, ihr Filialnetz massiv auszudünnen. Tausende Standorte schließen – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Bereits zwischen 2009 und 2015 musste in den USA nach Medienberichten jede achte Apotheke aufgeben, zunächst waren vor allem unabhängige Apotheken von der Schließungswelle betroffen. Doch mittlerweile haben die Probleme auch die großen Ketten erreicht. Walgreens kündigte bereits 2019 an, 200 Läden zu schließen, später kamen weitere 150 Filialen dazu. Auch CVS schloss zwischen 2018 und 2020 bereits knapp 250 Geschäfte.

Der Trend lässt sich auch in der Statistik nachvollziehen: Gab es 2014 noch 22.500 unabhängige Apotheken, waren es zuletzt noch 19.000. Dies entspricht einem Rückgang um 16 Prozent in zehn Jahren. Bei den Apothekenketten sank die Zahl der Filialen im gleichen Zeitraum von 21.500 auf 19.100, also um 11 Prozent. Und bei Einzelhandelsriesen mit Arzneimittelschalter war ein Rückgang von 8400 auf 7200 verzeichnen, also um 14 Prozent. Nur Supermärkte konnten zulegen: von 8400 auf 9200 Standorte, ein Plus von 10 Prozent.

Doch so wie aussieht, waren diese Schließungen erst ein Vorgeschmack: Zuletzt holten die beiden führenden Kettenkonzerne zum Rundumschlag aus. CVS kündigte 2021 an, bis Ende 2024 insgesamt 900 seiner bislang verbliebenen 9000 Filialen aufzugeben. Kurz vor Abschluss des Sparprogramms wurde nun bekannt, dass damit das Ende noch nicht erreicht ist und im kommenden Jahr weitere 270 Apotheken aufgegeben werden. 1,2 Milliarden US-Dollar sind in diesem Zusammenhang als Sonderausgaben ausgewiesen.

Walgreens wiederum hat kürzlich ein „U.S. Footprint Optimization Program“ angekündigt: In den kommenden drei Jahren sollen 1200 der zuletzt 8500 noch betriebenen Standorte geschlossen werden, alleine 500 davon im kommenden Jahr. Der Konzern schließt damit jede siebte Apotheke.

Noch schlimmer hat es Rite Aid getroffen. Die Nummer 3 im Markt musste im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden und hat bereits angekündigt, mehr als 800 seiner 2300 Filialen zu schließen.

Die Hintergründe für die Krise sind vielfältig: Einerseits gibt es einen hohen Druck auf die Erstattungspreise und damit die Margen, andererseits laufen insbesondere lukrative Präparate oft an den Geschäften vorbei und werden etwa im Rahmen von Chronikerprogrammen direkt an die Patientinnen und Patienten ausgeliefert. Hinzu kommt der Druck durch den Versandhandel; nicht zuletzt versucht Amazon in den Markt einzusteigen. Auch die Ketten versuchen mittlerweile, ihre Aktivitäten in sogenannten Zentralapotheken, also Logisitikzentren, zu bündeln.

Seit 2014 ist der Durchschnittsumsatz pro Apothekenstandort zwar von 3,6 auf 5 Millionen US-Dollar gewachsen, die Rohertragsmarge aber von 23 auf knapp 20 Prozent gesunken. Gleichzeitig sind beispielsweise die Personalkosten um 12 Prozent auf durchschnittlich 530.000 Dollar gestiegen.