Generikakonzerne

Gegenwind für Teva

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Berlin -

Teva stößt bei der geplanten Übernahme des Actavis-Erbes auf Gegenwind. Der globale Branchenprimus will die komplette Generikasparte von Allergan erwerben, die der bisherige Konkurrent zum Verkauf gestellt hatte. Das American Antitrust Institute (AAI), eine gemeinnützige Organisation, fordert die Wettbewerbsbehörde FTC auf, die Transaktion zu verhindern.

Da Generika extrem wichtig für den Wettbewerb im Pharmamarkt und damit für bezahlbare Preise seien, könnten die Folgen der geplanten Übernahme schwerwiegend sein, heißt es in dem Brief. „Bei jeglicher Beschränkung oder Minderung des wettbewerblichen Einflusses der Generikahersteller ist mit negativen Auswirkungen zu rechnen.“

Andere Maßnahmen, die die Interessen der Verbraucher im selben Maße schützten, seien grundsätzlich nur schwer zu finden. Die Experten weisen darauf hin, dass infolge der Übernahme der Branchenprimus im weltweiten Generikamarkt mit der Nummer 3 verschmelzen würde. Das neue Unternehmen hätte einen Marktanteil von 21 Prozent – in einem insgesamt noch fragmentierten Markt mit einer Vielzahl an Anbietern. Bezogen auf die USA kämen 22 Prozent aller Zulassungsanträge in diesem Segment künftig aus einem Hause.

Die Einführung von Generika habe zu einem deutlichen Preisverfall im Markt geführt, heißt es in dem Schreiben an FTC-Präsidentin Edith Ramirez weiter. Das AAI verweist auf eine noch unveröffentlichte Studie, derzufolge das Preisniveau im Generikabereich von der Anzahl der Anbieter abhängt. In den USA gebe es zwar häufig nur zwei oder drei Anbieter pro Wirkstoff. Durch die Übernahme werde die Konzentration aber weiter vorangetrieben: Bereits heute gebe es Überschneidungen bei 67 Wirkstoffen, selbst unter Einbeziehung austauschbarer Wirkstoffe blieben 59 Fälle übrig.

Die Bedeutung von Generika für den Wettbewerb dürfe nicht verkannt werden, warnen die Kritiker. Gerade der erste Anbieter müsse in der Lage sein, hohe Prozesskosten und damit verbundene Risiken auch abfedern zu können. Entscheidend sei daher, dass genügend große Anbieter im Markt blieben. Hier sieht das AAI ein weiteres Problem: Mit 131 Zulassungsanträgen sei Teva seit 2006 der führende Herausforderer der Pharmakonzerne; Actavis belege mit 87 Anträgen nach Mylan Rang 3.

Auflagen wie der Verkauf bestimmter Produkte seien angesichts der grundsätzlichen Bedeutung keine zureichende Alternative, um den Wettbewerb zu sichern. Unterzeichner des Schreibens sind Professor Dr. William S. Comanor, Gesundheitsökonom an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara und Los Angeles, und AAI-Präsidentin Diana L. Moss, die früher FTC-Abteilungsleiterin war.

Ursprünglich hatte Teva versucht, den Konkurrenten Mylan für mehr als 31 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Weil dessen Aktionäre sich sperrten, legte der israelische Konzern schließlich 40,5 Milliarden Dollar für das Generikageschäft von Allergan auf den Tisch. Laut Teva geht es auch darum, ein Gegengewicht zu den neuen globalen Pharmahändlern Walgreens Boots Alliance und McKesson/Celesio zu schaffen.

Der Deal ist der Höhepunkt in einem regelrechten Übernahmereigen rund um Actavis: Vor drei Jahren kaufte der US-Generikakonzern Watson den bis dahin isländischen Konkurrenten, bei dem infolge der Finanzkrise die Deutsche Bank die Macht übernommen hatte. Watson nahm den neuen Namen an – um kurz darauf das Europageschäft an Aurobindo zu verkaufen.

Ende 2014 legte der Konzern dann die Rekordsumme von 66 Milliarden US-Dollar für Allergan auf den Tisch und nahm abermals den neuen Namen an. Mit dem Verkauf des Generikageschäfts hat der Konzern seine Vergangenheit abgestreift. Gezahlt werden knapp 34 Milliarden Dollar in bar, der Rest in Aktien, sodass die Allergan-Aktionäre künftig 10 Prozent der Anteile an Teva halten. Der Umsatz des neuen Giganten liegt bei 26 Milliarden Dollar – rund 20 Milliarden Dollar kommen von Teva, der Rest von Actavis/Allergan.

Der Konzern ist mit seinen Produkten in 100 Ländern vertreten, in 40 Märkten gehört Teva dann zu den Top-3. 55 Prozent der Erlöse entfallen auf die USA, 61 Prozent auf Generika, der Rest auf Spezialpräparate und OTC-Produkte. Der operative Gewinn soll zunächst bei knapp 10 Milliarden Dollar liegen, ab 2018 sollen jährlich 1,4 Milliarden Dollar an Kosten und Steuern eingespart werden. Dann soll der Umsatz schon auf 28 Milliarden Dollar ausgebaut sein. Ende 2015 wurde bekannt, dass Pfizer die übrige Sparte von Allergan für 160 Milliarden US-Dollar übernehmen will.

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