Opioid-Krise

USA: Florida verklagt Apothekenketten

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Berlin -

Die beiden größten Apothekenketten der USA müssen sich bald vor Gericht verantworten. Der Bundesstaat Florida hat Walgreens und CVS verklagt. Grund: Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen eine Mitschuld an der nach wie vor grassierenden Opioid-Epidemie im Sunshine State vor. Auch der Großhändler McKesson findet sich in der Anklageschrift.

Die Anklage richtet sich nicht allein gegen die beiden Ketten und den Großhändler: Die Klage, die bereits im Mai eingereicht wurde, zielte ursprünglich vor allem gegen Hersteller Opioid-haltiger Schmerzmittel, darunter der Ratiopharm-Mutterkonzern Teva, Purdue, Janssen, Endo und Allergan. Die Staatsanwaltschaft hat nun auch Walgreens, CVS und McKesson aufgenommen. Sie wirft den Unternehmen vor, „unangemessene Mengen von Opioiden nach Florida eingeführt und verkauft“ zu haben und das trotz „umfassender und offensichtlicher Beweise für illegale Vertriebswege“.

So hätten Walgreens-Filialen bei der Abgabe Opioid-haltiger Schmerzmittel teilweise eine Umsatzsteigerung von 600 Prozent innerhalb von zwei Jahren verzeichnet. Als Beispiel führt die Anklage eine nicht näher genannte Stadt mit 3000 Einwohnern an, in der Walgreens innerhalb eines einzigen Monats 285.000 Bestellungen Oxycodon abgegeben habe. Mit derlei Praktiken hätten die beschuldigten Unternehmen „ihre Pflichten nach dem Gesetz des Bundesstaates Florida“ verletzt, so die Anklage.

Walgreens betreibt laut Anklageschrift 820 Apotheken in Florida und CVS 754, auf dem gesamten Staatsgebiet der USA sind es demnach zusammen rund 18.000. Damit komme den Apothekenketten bei der Ausbreitung der Opioid-Epidemie neben den Herstellern eine zentrale Rolle zu. „Wir werden die Unternehmen, die eine Rolle bei der Entstehung der Opioid-Krise gespielt haben, weiterhin verfolgen“, zitiert ABC News Generalstaatsanwalt Pam Bondi. „Tausende Bewohner Floridas leiden unter den Folgen der Taten dieser Angeklagten.“

Tatsächlich ist der Bundesstaat Florida überdurchschnittlich stark von der Opioid-Krise betroffen. Den aktuellsten Zahlen des Nationals Insitute on Drug Abuse zufolge starben im Jahr 2016 in Florida 2798 Menschen an einer einer Überdosis Opioiden, eine Todesrate von 14,4 pro 100.000 Einwohner. Im US-Durchschnitt sind es 13,3. Zum Vergleich: Im Jahr 1999 lag die Rate in Florida bei 2,6 Todesfällen auf 100.000 Einwohner.

In den USA herrscht seit Jahren eine Opioid-Krise, rund 60.000 Menschen sterben jährlich an einer Überdosis. Viele junge Menschen sind betroffen, sie können häufig nicht mehr einer geregelten Arbeit nachgehen, weil sie abhängig von Schmerzmitteln sind. US-Präsident Donald Trump rief im August 2017 eine Sonderkommission ins Leben und gleichzeitig den nationalen Notstand aus. Der wirtschaftliche Schaden, den die Opioid-Krise verursacht, wird auf fast 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt.

Eine Mitschuld geben Staat und Öffentlichkeit nicht nur Herstellern wie Purdue, die durch unzulässiges Marketing die Gefahren des Opioid-Konsums verschleiert haben sollen, sondern auch den Apotheken und Großhändlern, die nur allzu freizügig bei der Abgabe gewesen sein und auch bei Fehlbeständen öfter mal ein Auge zugedrückt haben sollen. Erst im September erregte der Fall einer Apothekerin in Florida Aufsehen, die mehr als 1000 Opioid-Tabletten an Drogendealer verkauft hatte – die sich dann als verdeckte Ermittler herausstellten.

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