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Daraprim: Rabatt nur für Krankenhäuser

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Berlin -

Nachdem der Unternehmer Martin Shkreli im September wegen seiner Preisstrategie für das Toxoplasmose-Mittel Daraprim (Pyrimethamin) massiv angegriffen worden war, hatte er angekündigt, den Preis wieder senken zu wollen. Das ist jetzt passiert. Die Preissenkung kühlt die Stimmung aber auch nicht ab.

Turing Pharmaceuticals kaufte Daraprim im August. Über Nacht explodierte der Preis des Präparats: Statt 13,50 US-Dollar (rund 12 Euro) sollte Daraprim nun 750 US-Dollar (etwa 670 Euro) pro Dosis kosten. Patienten, Pharmabranche und Experten machten ihrer Empörung vor allem im Internet Luft. Gegenüber dem Nachrichtensender NBC News erklärte der Unternehmer wenige Tage später, den Preis wieder senken zu wollen. Der neue Preis war zu jenem Zeitpunkt noch nicht bekannt, eine Entscheidung sollte „in den nächsten Wochen“ fallen.

In der vergangenen Woche kündigte Turing nun an, man habe den Preis für Daraprim für den Bezug durch Krankenhäuser um 50 Prozent gesenkt. Damit kostet eine Dosis immer noch 375 Dollar. Auch für sein Entgegenkommen erntet Shkreli wieder nur Kritik: Da der Listenpreis für Daraprim unangetastet bleibe, sei der Zuzahlungsbeitrag für Einzelpersonen zwar auf 10 Dollar gedeckelt. Die Versicherungen aber müssten nach wie vor den vollen Preis von 750 Dollar zahlen – auf Kosten der Versichertengemeinschaft.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte sich Shkreli gerechtfertigt, man habe das Arzneimittel profitabel machen müssen. Die früheren Lizenzinhaber hätten das Arzneimittel bislang verschenkt. Eine Therapie mit bis zu 100 Tabletten habe es um die 1000 Dollar gegeben – für ein lebensrettendes Medikament. Krebsmedikamente kosteten 100.000 Dollar und mehr, argumentierte Shkreli, andere Mittel gegen Infektionskrankheiten bis zu einer halben Million. Auch der heutige Preis für Daraprim sei im Vergleich zu Mitbewerbern noch zu niedrig.

Als Reaktion auf die harsche Kritik war Shkreli zunächst zurückgerudert: Man habe versucht, den Menschen begreiflich zu machen, wie es zu der Preiskalkulation komme, sei aber damit gescheitert. „Ich glaube, es ist sinnvoll, auf die Wut der Menschen mit einer Preissenkung zu reagieren.“ Shkreli sagte, der Preis würde auf ein Niveau gesenkt werden, das dem Unternehmen immer noch erlaube, Profit zu machen, aber mindestens den Break-even zu erreichen.

In der Herstellung koste Daraprim etwa einen Dollar, den höheren Ertrag habe Turing in Forschungs- und Entwicklungsarbeiten investieren wollen. „Die Patienten verdienen ein sicheres, hochwirksames Arzneimittel. Das heutige Daraprim ist sieben Jahre alt“, sagte der 32-Jährige. Man wolle an der Verbesserung des Arzneimittels arbeiten – und das koste eben viel Geld. Es sei also nur fair, den Preis zu erhöhen, das sei langfristig eine Entwicklung zum Wohle der Patienten, sagte er im Interview mit Bloomberg.

In der Zwischenzeit kündigte das börsennotierte Pharmaunternehmen Imprimis an, eine deutlich günstigere Alternative zu Daraprim auf den Markt zu bringen. Das Konkurrenzprodukt enthält zusätzlich den Folsäure-Metaboliten Leucovorin und kostet in einer 100-Stück-Packung 99 Dollar. Damit kostet eine Kapsel weniger als einen Dollar.

Der Trick: Imprimis ist kein klassischer Hersteller, sondern ein Herstellbetrieb, der auf Bestellung an drei Standorten Rezepturen anfertigt. Bei Imprimis können Ärzte Kapseln mit der Wirkstoffkombination per Fax-Formular in verschiedenen Fixdosierungen bestellen, darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, individuelle Dosierungen zu ordern.

Imprimis-Chef Mark Baum sagte, es sei indiskutabel, dass die Preise für Generika zuletzt so stark gestiegen seien. Man respektiere zwar das Vorgehen von Turing, einen Patienten und Kassen einen Preis abzuverlangen, der ihnen angemessen erscheine. Es sei schließlich nicht der erste Fall, in dem ein Pharmaunternehmen ein alternativloses Arzneimittel schlagartig unerschwinglich gemacht habe. Als Reaktion darauf habe man aber das Programm „Imprimis Cares“ ins Leben gerufen: Man wolle derlei Fälle identifizieren und bezahlbare Alternativen schaffen. „Imprimis Cares“ werde in allen 50 Bundesstaaten verfügbar sein und mit allen Versorgern zusammenarbeiten, kündigte der Herstellbetrieb an.

Die FDA-Zulassung für Daraprim stammt von 1953. Ursprünglich wurde das Arzneimittel von Burroughs-Wellcome, heute GlaxoSmithKline (GSK), zur Behandlung von Malaria entwickelt. In Deutschland ist GSK noch heute Zulassungsinhaber.

Daraprim ist das einzige Medikament, das für die Behandlung von Toxoplasmose zugelassen ist. Die Infektionskrankheit kann vor allem für Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich, im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. Generikaanbieter für den Wirkstoff Pyrimethamin gibt es in den USA bislang keine. 2010 verkaufte GSK die Marketingrechte an CorePharma, Turing kaufte das Präparat im August.

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