In den USA wurde Apothekerinnen und Apothekern eine neue Verantwortung übertragen. So können Approbierte ab sofort Abtreibungsmedikamente verschreiben, statt sie nur abzugeben. Dieses neue Modell, das den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen verbessern soll, wird derzeit in einem Pilotprojekt im Bundesstaat Washington getestet.
Speziell geschulte Apotheker:innen können seit Anfang des Jahres nach einer telemedizinischen Beratung Abtreibungspillen verschreiben. Das Ziel: Das Verfahren rund um die Abtreibung zu erleichtern und kostengünstiger zu machen. Bisher wurden in der Testphase 43 Patientinnen behandelt, die sich maximal in der 10. Schwangerschaftswoche befanden.
Die Initiative ist eine Reaktion auf den zunehmenden Druck auf den Zugang zu Abtreibungen in den USA. Abtreibungsrechtler sehen in der Verschreibung durch Apotheken eine wichtige Maßnahme, um die Versorgungslücke zu schließen. Dies gilt insbesondere für ländliche Gebiete. Kritiker:innen hingegen halten die Praxis für unsicher und argumentieren, dass Apotheker:innen nicht über die notwendige klinische Ausbildung verfügen. Jessica Nouhavandi von Honeybee Health befürwortet das Projekt und betont, dass der Prozess sicher gestaltet wurde, einschließlich erweiterter medizinischer Anamnese und einer Nachsorgehotline.
In Washington erlaubt die Gesetzgebung, dass Apotheker:innen Medikamente verschreiben können, solange die Protokolle von einem Arzt oder einer Ärztin genehmigt wurden. Ein ähnliches Modell könnte auch in anderen Bundesstaaten eingeführt werden, in denen Abtreibungen legal sind. So erklärte Dr. Don Downing, Mitbegründer des Projekts: „Mit einer Ausweitung der Initiative ist zu rechnen. Diese Methode verbessert nicht nur den Zugang zu medizinischer Versorgung, sondern bietet auch kostengünstigere Optionen für Patientinnen.“
Die neue Rolle der Apotheker:innen wird jedoch weiterhin von rechtlichen und politischen Herausforderungen begleitet. Eine Klage in Texas zielt darauf ab, die Verschreibung und den Versand von Abtreibungspillen zu blockieren. Zudem könnten konservative Kräfte versuchen, alte Gesetze wie den Comstock Act zu nutzen, um die Verbreitung der Medikamente einzuschränken. Dennoch sieht die Projektleiterin Dr. Beth Rivin in der Initiative eine wichtige Chance, die Versorgung mit reproduktiver Gesundheitsversorgung gerade für benachteiligte Bevölkerungsgruppen sicherzustellen.#
An anderer Stelle wirkt hingegen wieder Donald Trumps konservative Politik: Wenige Stunden nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten ist eine von der Vorgängerregierung eingerichtete Website nicht mehr erreichbar, die Informationen zu Gesundheitsleistungen für Frauen bereitstellt. Wer reproductiverights.gov besucht, sah am Montagabend (Ortszeit) nur noch eine Fehlermeldung.
Die Plattform war unter Demokrat Joe Biden ins Leben gerufen worden, nachdem der Oberste Gerichtshof der USA im Juni 2022 das landesweite Abtreibungsrecht gekippt hatte. Ziel der Website war es auch, die rechtliche Lage im Land transparenter zu machen. Sie bot Informationen über den Zugang zu Abtreibungen, aber auch über Verhütungsmittel oder den Schutz sensibler Gesundheitsdaten.
Der Streit um das Abtreibungsrecht zählt seit Jahren zu den zentralen Konflikten in den USA und war ein wichtiges Thema im Wahlkampf. Die Demokraten warnten eindringlich vor massiven weiteren Einschränkungen unter einer republikanisch geführten Regierung.
Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump durch die Ernennung mehrerer konservativer Richter die ideologische Mehrheit im Obersten Gericht nach rechts verschoben und damit die Grundlage für die historische Entscheidung im Jahr 2022 geschaffen. Seit dem Urteil können die einzelnen Bundesstaaten eigenständig über das Abtreibungsrecht entscheiden – in vielen von ihnen sind Schwangerschaftsabbrüche inzwischen nahezu vollständig verboten.
Zuletzt hatte sich Trump jedoch von der kompromisslosen Anti-Abtreibungslinie distanziert, die von Hardlinern seiner Partei vertreten wird. Stattdessen äußerte er sich zurückhaltend und vermied klare Positionierungen. Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner ein begrenztes Recht auf Abtreibung unterstützt.