Entsetzen auf der einen Seite, nüchternes Kalkül auf der anderen: An der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten scheiden sich die Geister. Für einen Sturm der Entrüstung sorgten in der vergangenen Woche Einlassungen von Dr. Bernd Scheifele, Beiratschef von Phoenix und Vorstandschef von HeidelbergCement. Er hofft auf bessere Geschäfte. Auch die Aktien von Pharmakonzernen profitieren, zuletzt insbesondere die der Hersteller von Kontrazeptiva.
Zu den Profiteuren des Wahlsiegs von Trump soll neben der Rüstungs- vor allem die Baubranche gehören. Tatsächlich frohlockte mit Scheifele der Vorstandschef eines der wichtigsten deutschen Baustoffkonzerne: Mittelfristig sei er positiv gestimmt, sagte Scheifele. Unter Trump werde vermutlich mehr in Infrastruktur investiert und für Beschäftigung gesorgt. Auch Währungsgewinne könnten Geld in die Kasse spülen.
Für Aufregung sorgte aber vor allem Scheifeles Bemerkung zum geplanten Schutzwall zu Mexiko: Ob die Mauer gebaut werde, wisse er nicht. „Aber wenn, wird sie nicht aus Holz gebaut, sondern aus Zement, und dann wären wir in Texas und Arizona nicht schlecht bedient.“
Wer Scheifele kennt, weiß, dass der smarte Manager diese Einlassungen mit einem Augenzwinkern zu Protokoll gab. Im Internet gab es prompt Proteste, der Konzernchef erntete reihenweise entsetzte Kommentare. Am Wochenende sah sich der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, sogar zu der Aufforderung veranlasst, „mit dem Thema in der Öffentlichkeit gut umzugehen“.
Auch Pharmahersteller könnten laut Analysten von Trumps Wahl profitieren. Darauf würden die Aktiengewinne auf dem Pharmasektor nach dem Trump-Sieg hindeuten, schreibt „Die Welt“. Es gebe eine Reihe von Indizien, die Rückschlüsse auf die künftige positive Entwicklung zuließen.
Trumps demokratische Gegenkandidatin Hillary Clinton hatte angekündigt, Preiskontrollen bei Medikamenten durchzusetzen. Nachdem nun nicht nur der Präsident ein Republikaner ist, sondern auch noch beide Häuser des Kongresses republikanisch dominiert sind, scheinen die Pläne vom Tisch, wird in dem Bericht gemutmaßt. „Pharma-Preise stehen bei den Republikanern nicht gerade weit oben auf der politischen Agenda“, wird David Risinger, Analyst bei Morgan Stanley, zitiert. Der Blick in Trumps Wahlprogramm zeige, dass der neue Präsident der USA den Pharmakonzernen das Leben tendenziell sogar erleichtern will.
So wolle er Handelsbarrieren abbauen, die Anbietern mit sicheren und günstigeren Medikamenten den Zutritt erschwerten, kündigte Trump an. Die Importe sollen dabei helfen, den Preisanstieg auf dem US-Medikamentenmarkt einzudämmen. Denn in der Vergangenheit waren die Preisraten zum Teil zweistellig gewachsen. Wie genau Trump sich die angedachten Direktimporte in der Praxis vorstellt, ist bisher allerdings offen geblieben.
Liberalisieren will Trump auch den großen Markt der Verhütungsmittel. Geplant sei unter anderem, dass die Antibabypille künftig nicht mehr verschreibungspflichtig sein werde, berichtet die Welt. Entsprechende Vorstöße hat es in der Vergangenheit bereits in Oregon und Kalifornien gegeben.
Als Profiteur wird insbesondere der Leverkusener Pharma- und Chemieriese Bayer ausgemacht, der mit Produkten rund um die Antibabypille Yasmin im vergangenen Jahr umgerechnet 705 Millionen US-Dollar umgesetzt hat. Nach Trumps Sieg habe Bayer im Tagesverlauf zeitweise mehr als 3 Prozent zugelegt. Auch der Darmstädter Familienkonzern Merck und der Bad Homburger Pharmahersteller Fresenius sowie dessen Tochter Fresenius Medical Care hätten profitiert.
Geradezu rosig würden Analysten die Zukunft für die Branche sehen. Das liege unter anderem an den Steuerplänen Trumps. Niedrigere Abgaben könnten besonders der Pharmaindustrie zugutekommen. Für den Fall, dass die Abgaben für repatriierte Gewinne wirklich reduziert werden, rechnet Morgan-Stanley-Analyst Risinger laut dem Welt-Bericht mit einer weiteren großen Übernahmewelle, die die Kurse treiben könnte.
APOTHEKE ADHOC Debatte