Der größte US-Krankenversicherer Unitedhealth kappt nach dem ersten Quartal seine Jahresprognose und rechnet mit deutlich weniger Gewinn. Im Bereich der öffentlichen US-Krankenversicherung Medicare komme es zu ungeplant hoher Behandlungsaktivität, hieß es unter anderem zur Begründung. Das sei gegen Ende des ersten Quartals klar geworden. Die Aktie sackte nach Handelsbeginn stark ab.
Das Papier verlor 17 Prozent und war damit Schlusslicht im Dow. Die Anleger ließen auch andere Aktien aus dem Umfeld fallen. Aktien des Versicherers Humana gaben um knapp 8 Prozent nach, diejenigen der Apothekenkette CVS verloren mehr als 6 Prozent.
CEO Andrew Witty zeigte sich unzufrieden mit dem Abschneiden – die Entwicklung entspreche nicht den eigenen Erwartungen. Der Manager will in eigenen Worten die „Herausforderungen aggressiv angehen“ und den Konzern wieder auf einen höheren Wachstumspfad hieven.
UnitedHealth ist der größte private Krankenversicherer in den Vereinigten Staaten. Er bietet nicht nur Versicherungsleistungen an, sondern über seine Tochter Optum auch Datenanalysen im Gesundheitswesen und verschiedene Programme für Rentner. Zudem unterstützt UnitedHealth Unternehmen mit Gesundheitsprogrammen für Mitarbeiter.
Allerdings steht der Konzern auch in der Kritik. Am 4. Dezember vergangenen Jahres wurde der Chef der Versicherungssparte UnitedHealthcare, Brian Thompson, in New York aus nächster Nähe niedergeschossen. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen. Die von Überwachungskameras gefilmte Tat und die öffentliche Fahndung nach dem Täter schrieben weltweit Schlagzeilen. Der mutmaßliche Täter Luigi M. wurde inzwischen wegen Mordes angeklagt.
Nach der Tat hatte es in den USA ungewöhnlich viele Sympathiebekundungen für den Täter gegeben. Millionen US-Amerikaner verzweifeln an dem teuren Gesundheitssystem ihres Landes. UnitedHealthcare hat den Ruf, von Ärzten verschriebene Behandlungen besonders häufig abzulehnen. Ermittler hatten allerdings bekannt gegeben, dass M. wohl kein Kunde der Versicherung war. Jährlich melden rund 500.000 Menschen in den USA wegen erdrückender Schulden für Behandlungen und Medikamente Privatinsolvenz an.