US-Großhändler

BtM-Verkehr: Behörde sperrt McKesson

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Berlin -

McKesson hat in den USA offenbar jahrelang allzu sorglos Betäubungsmittel (BtM) wie Oxycodon und Hydrocodon ausgeliefert, die in der Drogenszene verbreitet sind. Um weitere Streitigkeiten mit dem Justizministerium und der Drogenkontrollbehörde DEA abzuwenden, zahlt der Celesio-Mutterkonzern eine Strafe von 150 Millionen Dollar. Im Rahmen des Vergleichs werden außerdem vier Niederlassungen für den BtM-Verkehr gesperrt, die anderen Vertriebszentren werden unter Aufsicht gestellt.

Bereits 2008 hatte McKesson im Rahmen eines Vergleichs mit den Behörden mehr als 13 Millionen Dollar Strafe gezahlt und versprochen, ein Kontrollprogramm für den Umgang mit BtM zu installieren. Doch die Umsetzung sei der Konzern schuldig geblieben, so das Justizministerium. Zwischen 2008 und 2013 seien etwa in Colorado mehr als 1,6 Millionen BtM-Bestellungen beliefert worden – aber lediglich 16 Auffälligkeiten im Zusammenhang mit einem einzigen Kunden protokolliert und gemeldet worden.

Insbesondere im Umgang mit Individualapotheken und kleineren Ketten habe McKesson es versäumt, ein effektives Warn- und Meldeverfahren für auffällige BtM-Bestellungen hinsichtlich Häufigkeit, Umfang oder anderen Charakteristika zu implementieren. Stattdessen habe der Großhändler immer mehr Opiode mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial ausgeliefert.

Die Vertriebszentren in Colorado, Ohio, Michigan und Florida dürfen nun für mehrere Jahre bestimmte BtM überhaupt nicht mehr ausliefern – ein der härtesten Strafen, die je verhängt wurden. Darüber hinaus muss der Konzern über die kommenden fünf Jahren ein effektives Kontrollsystem implementieren und von einem unabhängigen Gutachter überprüfen lassen – auch das hat es noch nie in einem Vergleich gegeben. Überzeugen die Maßnahmen die Behörden nicht, drohen weitere Strafzahlungen.

McKesson gab zu Protokoll, bereits seit 2013 unter Hochdruck an entsprechenden Maßnahmen zu arbeiten. „Der pharmazeutische Großhandel spielt eine wichtige Rolle bei der Entdeckung und Bekämpfung von Arzneimittelmissbrauch“, so Konzernchef John H. Hammergren. Als einer der führenden Großhändler nehme man seine Rolle ernst. „Wir werden weiterhin die Prozesse und Kontrollen in unserem Vertriebsnetz verbessern, um ein Abzweigen von Medikamenten zu verhindern und gleichzeitig sicherzustellen, dass Patienten ihre benötigten Arzneimittel erhalten.“

In den USA sprechen Mediziner mittlerweile von einer Opioid-Epidemie. Offiziellen Zahlen zufolge waren 2014 etwa zwei Millionen Amerikaner süchtig nach den stark wirksamen Analgetika. Weitere 2,5 Millionen Menschen nehmen Schmerzmittel langfristig auf Rezept ein, wie eine Studie aus dem Jahr 2012 ergab; hier ist die Grenze zwischen Abhängigkeit und Missbrauch fließend. All das hat fatale Folgen: Fast 19.000 Menschen starben nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC im Jahr 2014 an einer Überdosis dieser Schmerzmittel – vor allem in ärmeren, ländlichen und weißen Gebieten der USA.

Während vor allem unabhängige Apotheken im Visier stehen, hatten auch die großen Ketten bereits mit Skandalen zu kämpfen: Im vergangenen Jahr hatte die Apothekenkette CVS für Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz eine Vergleichssumme von rund 3,5 Millionen Dollar gezahlt. Allein in 50 Filialen in Massachusetts sollen zwischen 2011 und 2014 in mehr als 500 Fällen gefälschte Rezepte eingelöst worden sein. Zudem hatte die DEA zahlreiche belieferte Verschreibungen in New Hampshire und Boston entdeckt. Insgesamt wurden nach Angaben der DEA Medikamente im Wert von einer Million Dollar nach Vorlage ungültiger Rezepte abgegeben.

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