Chaos bei Verifizierung

Twitter: Fake-Account verspricht Gratis-Insulin

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Berlin -

Twitter sorgt mit einer Welle gefälschter Accounts von Marken und Prominenten für Schlagzeilen. Der Konzern hatte nach der Übernahme durch Elon Musk die Möglichkeit eingeführt, ein Verifikations-Häkchen zu kaufen. Doch statt der erhofften Transparenz brachte die Neuerung das Gegenteil.

Twitter hatte erst am Mittwoch die von Musk angekündigte Neuordnung bei der Vergabe der Häkchen umgesetzt. Bisher wurden sie Prominenten, Politikern und Unternehmen nach einer Prüfung von Twitter gewährt. Nach dem neuen Modell bekommt das Häkchen jeder, der acht Dollar im Monat bezahlt. Eine Identitätsprüfung gibt es nicht. Das Häkchen sieht dabei in beiden Fällen gleich aus. Ob man es mit einem früheren, tatsächlich verifizierten Account oder mit einem neuen, gekauften Häkchen zu tun hat, wird erst aus einem Text nach Anklicken des Symbols klar.

Einige Nutzer legten mit den gekauften Häkchen glaubwürdig wirkende Fake-Accounts an – etwa für Basketball-Star LeBron James, die Spielefirma Nintendo und Ex-Präsident Donald Trump. Der Pharmakonzern Eli Lilly entschuldigte sich bei Twitter-Nutzern, die ein Fake-Account glauben ließ, Insulin werde künftig kostenlos vertrieben. Ein angeblich verifizierter Fake-Account von Chiquita verkündete, die brasilianische Regierung gestürzt zu haben.

Schlagabtausch mit US-Senator

Einem Journalisten der Washington Post war es bei einem Experiment gelungen, einen Twitter-Fake-Account für den US-Senator Ed Markey anzulegen, der mit einem Verifikations-Häkchen versehen war. Dabei hat der einflussreiche Demokrat schon lange offizielle Profile bei dem Dienst. Schlimmer noch: Zumindest in der Smartphone-App hieß es auch beim gefälschten Account, dass er während seiner Bedeutung verifiziert worden sei. Damit war er nicht mehr vom echten zu unterscheiden.

„Bringen Sie Ihre Unternehmen in Ordnung. Oder der Kongress wird das erledigen“, schrieb der Demokrat am Sonntag nach einem verbalen Schlagabtausch mit Musk. Die „schnellen und willkürlichen“ Änderungen machten die Plattform zu einem „Wilden Westen der sozialen Medien“. „Das ist inakzeptabel“, schrieb Markey und forderte von Musk Erklärungen zum Verifikations-System.

Musk reagierte bei Twitter trotzig: „Vielleicht ist es, weil ihr echter Account wie eine Parodie daherkommt?“ Markey erinnerte ihn
daraufhin daran, dass Twitter Verpflichtungen bei der mächtigen Verbraucherschutz-Aufsicht FTC habe eingehen müssen und der von Musk geführte Elektroautobauer Tesla von der Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA wegen Todesfällen untersucht werde.

Der Senat kann Unternehmenschefs zu Anhörungen vorladen. Nach der jüngsten Parlamentswahl ist bereits absehbar, dass die Demokraten die Kontrolle über die Kongresskammer behalten werden.

Musk hatte Twitter vor zwei Wochen für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Die Firma macht seitdem unter anderem die Zurückhaltung großer Werbekunden zu schaffen. Werbeeinnahmen machten zuletzt rund 90 Prozent der Twitter-Erlöse aus.

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